Eine Milliarde Menschen hungert
FAO erwartet größere Nachfrage nach Lebensmitteln weltweit – und steigende Preise
Rom (epd/ND). Die steigende Nachfrage in Entwicklungsländern sorgt nach der Meinung von Experten für Wachstum in der Lebensmittelproduktion weltweit. »Entwicklungsländer werden voraussichtlich die treibende Kraft hinter dem Wachstum bei landwirtschaftlicher Produktion, Handel und Verbrauch sein«, erklärte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in einer Prognose, die am Dienstag in Rom vorgelegt wurde.
Die landwirtschaftliche Produktion müsse angekurbelt werden, mahnte FAO-Generaldirektor Jacques Diouf. Denn Preissteigerungen und die Wirtschaftskrise hätten die Zahl der Hungernden auf eine Milliarde wachsen lassen, obwohl die Welt voraussichtlich bis 2050 genügend Nahrungsmittel für alle produziere. »Wir müssen verlorenen Boden gut machen«, sagte Diouf bei der Vorstellung des Landwirtschaftsausblicks 2010, den die FAO mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erstellt hat. Nur so könne der Trend, dass immer mehr Menschen hungern, umgedreht werden.
»Wir wissen, was getan werden muss, um den Hunger auszurotten, aber wir brauchen die nötigen Ressourcen«, betonte Diouf. Die Ende 2009 zugesagten 20 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe hätten die Landwirte noch nicht erreicht. Allerdings dürfte das Wachstum der Agrarproduktion in den kommenden zehn Jahren schwächer ausfallen als im vergangenen Jahrzehnt. Die Experten von FAO und OECD rechnen damit, dass in den am wenigsten entwickelten Ländern die landwirtschaftliche Produktion weniger stark wächst als die Bevölkerung.
Vor allem in Afrika werde es weiter einen hohen Anteil unterernährter Menschen geben, warnten die Autoren des Berichts. Das Wachstum der Landwirtschaft wird den Schätzungen zufolge vor allem von Lateinamerika und Osteuropa sowie in geringerem Maß von einigen asiatischen Ländern angetrieben. Allein in Brasilien wird dem Bericht zufolge die Agrarproduktion bis 2019 um 40 Prozent steigen.
Mit zunehmendem Wohlstand in den Entwicklungsländern rechnen die Experten zudem mit einer Änderung der Essgewohnheiten. Die Nachfrage nach Getreideerzeugnissen wird voraussichtlich sinken, während der Konsum von Fleisch- und Milchprodukten zunehmen wird. Bis 2050 erwarten die Autoren des Berichts einen Anstieg der weltweiten Nahrungsmittelproduktion um 70 Prozent. Diese Steigerung ist laut FAO nötig, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.
Doch auch die Preise werden voraussichtlich steigen. Beim Getreide rechnen FAO und OECD mit einer Steigerung zwischen 15 und 40 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt. Die Preise für pflanzliche Öle dürften dem Bericht zufolge um rund 40 Prozent steigen. Bei Milchprodukten wird im Zuge der wachsenden Nachfrage in Entwicklungsländern eine Verteuerung um 45 Prozent erwartet.
OECD-Generalsekretär Angel Gurría forderte eine Senkung der Subventionen vor allem für fossile Brennstoffe und Landwirtschaft in Industriestaaten. Dies könne in Kombination mit Hilfen zur Entwicklung der Handelssysteme in den Entwicklungsländern dazu beitragen, die Zahl der Hungernden zu senken.
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