Moskau kürzt Gaslieferungen an Belarus um 30 Prozent

Gazprom: Minsk droht mit dem Anzapfen von Lieferungen für Europa

  • Lesedauer: 2 Min.
Moskau, 22. Juni (AFP/ND) - Im Gasstreit mit Belarus hat der russische Energiekonzern die Lieferungen an das Nachbarland weiter gedrosselt. Die Gaslieferungen seien um 30 Prozent gekürzt worden, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller am Dienstag im russischen Fernsehsender NTV. »Belarus hat in den vergangenen 24 Stunden nichts unternommen, um seine Schulden zu begleichen«, begründete er die Entscheidung.

Einem Gazprom-Sprecher zufolge drohte Belarus daraufhin am Dienstag, bei weiteren Lieferkürzungen das für Europa bestimmte Gas anzuzapfen, das von Russland über Belarus in Richtung Westen gepumpt wird. Rund ein Fünftel der russischen Gasexporte nach Westeuropa fließen über belorussisches Gebiet.

Im Streit um belorussische Gasschulden hatte Russland am Montag damit begonnen, dem Nachbarland den Gashahn schrittweise abzudrehen. Die Regierung von Belarus hatte daraufhin angekündigt, unbezahlte Rechnungen in Höhe von 192 Millionen Dollar (155 Millionen Euro) in den kommenden zwei Wochen begleichen zu wollen. Miller sagte nun jedoch, die Lieferungen würden in den kommenden Tagen um bis zu 85 Prozent gekürzt, wenn keine Einigung in dem Streit gefunden werde.

Die schrittweise Drosselung der Gaslieferungen an Belarus geht auf eine Anordnung des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew zurück. Dieser Entscheidung waren tagelange ergebnislose Verhandlungen vorausgegangen. Belarus bekennt sich zu seinen Schulden, ist aber auch der Ansicht, dass Gazprom 217 Millionen Dollar Gebühren für den Gastransit durch Belarus noch nicht bezahlt hat.

Mehr zum Thema in der ND-Ausgabe vom 23.06.2010

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