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Der nackte Papst soll weg

In Konstanz wurde beschlossen, ein strittiges Kunstwerk abzubauen

  • Gisela Mackensen, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Monatelang sorgte sie für erbitterten Streit: Die nackte Papst-Figur des Bildhauers Peter Lenk im Konstanzer Bahnhof. Nun soll die Figur weg.

Konstanz. Am künstlerischen Wert der satirischen Skulpturen des Bildhauers Peter Lenk scheiden sich die Geister. Doch sprechen auch Kritiker seiner hintersinnigen und oft anzüglichen Werke ihm nicht ab, dass Lenk mit seinen Figuren immer einen besonderen Nerv trifft. Der Künstler aus Bodman-Ludwigshafen, Jahrgang 1947, provoziert gern mit seinen Darstellungen historischer oder zeitgenössischer Prominenz.

In Konstanz kann man ein Liedchen davon singen. Als 1993 die riesige Statue »Imperia« an der Hafeneinfahrt aufgestellt wurde, war der Skandal perfekt. Die Plastik stellt eine Kurtisane dar, die an die leichten Mädchen zur Zeit des Konstanzer Konzils (1414-1418) erinnert. Was lag da näher, als einen Originalabguss der nackten Papstfigur als Blickfang in der Tourist-Information im Konstanzer Bahnhof zu stellen, dachte sich der Chef der Fremdenverkehrsgesellschaft, Norbert Henneberger. Stolz ließ er sich Ende April neben dem tonnenschweren Abbild eines hutzligen Alten mit Papstkrone fotografieren. Doch Henneberger bekam Ärger. Sein Aufsichtsrat mit Oberbürgermeister Horst Frank (Grüne) an der Spitze beschloss am Mittwoch, dass die Figur wieder entfernt werden muss. Heftiger Protest hatte sich vor allem bei der CDU und in Kirchenkreisen geregt. Die Empörung wuchs, nachdem einer – später korrigierten – Zeitungsmeldung zufolge die Plastik angeblich Papst Benedikt XVI. darstellt. Auch CDU-Größen aus Stuttgart verdammten das Kunstwerk.

Rathauschef Frank saß in der Klemme. Es stehen große Feiern anlässlich des 600-jährigen Jubiläums des Konstanzer Konzils an, und der Heilige Vater höchstpersönlich soll diese krönen. Die Einladung ist schon ausgesprochen.

Lenk spricht von einer »absolut lächerlichen Posse« – und kann sich über die PR freuen. Die Figur stelle doch nur einen Gaukler dar, der sich die Insignien der kirchlichen Macht angeeignet habe, sagt er. Und er stellte klar, dass die Figur dem Urheberrecht zufolge nur mit seinem Einverständnis weggeschafft werden darf.

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