Nur keine Currywurst

Museen-Vermietung

  • Simona Block
  • Lesedauer: 3 Min.

Champagner im Zwinger, Tafeln im Fürstensaal oder Tanzen im modernen Albertinum-Foyer: Nach Museumsschluss öffnen sich die Horte der Kunst in Dresden für zahlungskräftige Kunstliebhaber. »Ein Museumsbesuch außerhalb der Öffnungszeiten, Sommerfeste, Empfänge, Konzerte, Tagungen oder Galadinner – vieles ist möglich«, sagt die Geschäftsführerin der MSU Museumsladen GmbH, Maria Krusche. Die Tochterfirma des gemeinnützigen Freundeskreises Museis Saxonicis Usui der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden koordiniert die Events.

»Museumsbesuche außerhalb der Öffnungszeiten sind der Renner«, sagt Krusche. Ob Gemäldegalerien, Porzellansammlung, Rüstkammer oder Kunsthalle, der Privatbesuch ist jeweils für 950 Euro zu haben. Das Interesse an den seit den 1990er Jahren von den Kunstsammlungen selbst gemanagten Angeboten wachse seit Jahren. Ob Firmenjubiläum oder Konzerntagung, Staatsbesuch oder Botschafter-Empfang, Geburtstagsfest oder Hochzeitsjubiläum – Zwinger, Schlösser und Albertinum sind als Kulisse beliebt.

Gastgeber im luxuriösen Ambiente zu sein, liegt im Trend der Zeit. Für die Museen ist es eine Möglichkeit, in Zeiten knapper Kassen zusätzliches Geld einzunehmen. Damit werden Ausstellungsprojekte finanziert, Restaurierungen gefördert und vor allem Ankäufe ermöglicht, sagt Kunstsammlungs-Generaldirektor Martin Roth.

Viele große und auch kleine Museen bundesweit nutzen ihre Domizile auch auf diese Art, sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Museumsbundes, Anja Schaluschke. Nicht nur moderne Kunstmuseen mit ihrer Architektur eigneten sich als Location. Die Vermietung stelle auch eine Form von Öffentlichkeitsarbeit dar, um neue Besuchergruppen zu gewinnen. Nach Schaluschkes Worten wird die Vermietung über museumseigene Gesellschaften derzeit stärker professionalisiert. Auch bei den Staatlichen Museen zu Berlin kümmert sich eine Gesellschaft um die Koordination. Das Angebot reicht von Sonderführungen auf der Museumsinsel – »quasi einer privaten Nacht im Museum« – über Dinner in der Basilika des Bode-Museums oder in der Treppenhalle des Neuen Museums bis zum Sommerfest im Hamburger Bahnhof.

Die exklusiven Events haben freilich ihren Preis. In Dresden werden für den ungestörten Rundgang mit maximal 20 Freunden durch die barocke Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten und Könige, das Historische Grüne Gewölbe, 1200 Euro verlangt. Wer zum Dinner inmitten der Preziosen laden möchte, muss 4500 Euro Miete zahlen. Am günstigsten kommen Stehempfänge: egal ob Zwinger, Schloss oder Albertinum. Mit 8000 Euro Miete am teuersten sind Empfang oder Dinner unter der spektakulären »Arche« im Foyer des erst vor zwei Wochen wiedereröffneten Albertinums an der Brühlschen Terrasse – dafür kann der Gastgeber bis zu 1000 Leute einladen.

»Es wäre doch schade, wenn wir unsere gigantisch schönen Räume nicht nutzen würden«, sagt Generaldirektor Roth. Auf diese Weise könne man den Menschen Kunst auch nahebringen, »selbst wenn sie mit Champagnerglas mit dem Rücken zum Bild stehen«. Aber es gibt auch Grenzen: »Bier und Currywurst im Museum – da bin ich dagegen.« dpa

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