Listenpolitik

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Auftrag erging von der jüngsten afghanischen Friedens-Dschirga Anfang Juni. Versöhnung und Verhandlung waren viel gebrauchte Worte auf der Ratsversammlung in Kabul, die nach einem Ausweg aus dem Desaster am Hindukusch suchte. Und dafür braucht man Partner, auch aus der Welt der Taliban. Um die zu finden, bemühen sich die afghanische und die US-amerikanische Regierung inzwischen darum, hochrangige Führer der Islamisten von der UN-Terrorliste streichen zu lassen. Vor allem Präsident Karsai greift nach neun Kriegsjahren und schwindener eigener Legitimation wie Macht nach jedem Strohhalm und drängt Washington, um so schnell wie möglich zu Gesprächen mit den Aufständischen zu kommen. Offizielle Vorbedingungen: Sie müssen der Gewalt abschwören, die Verfassung anerkennen und ihre Kontakte zu internationalen Terrororganisationen abbrechen.

Eine Einigung noch vor der internationalen Afghanistan-Konferenz nächste Woche käme auch der USA-Regierung recht, wie der Sondergesandte Holbrooke durchblicken ließ. Allerdings war man sich in Kabul und Washington lange nicht einig, wo denn die Grenze gezogen werden solle. Die Dschirga hatte selbst den obersten Talibanführer Mullah Mohammed Omar genannt, doch für die Obama-Regierung ist er ein rotes Tuch und soll auf der schwarzen UN-Liste bleiben. Auch auf der »Todesliste« der NATO? Denn Washington hat eine eigene Aufstellung von Zielpersonen, die ausgeschaltet, sprich festgenommen oder eben getötet werden sollen. Und das sind nicht selten jene, mit denen man eigentlich verhandeln müsste, um zu einem Waffenstillstand und mehr zu kommen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal