Der letzte Flüchtige kann gewinnen

Das »Synchronradfahren« von Alberto Contador (Spanien) und Andy Schleck (Luxemburg) brachte keine Veränderung im Gesamtklassement: Einträchtig nebeneinander fuhren sie den abgeflachten letzten Kilometer zur Bergstation von Ax-3-Domaines hoch. Schleck verteidigte sein Gelbes Trikot, Contador bleibt Zweiter, während sich vorne der Franzose Chrisophe Riblon (AG2R) als letzter Überlebender einer Fluchtgruppe einen prestigeträchtigen Etappensieg holte.

Trotz Riblons bravouröser Einlage bot dieser erste Pyrenäentag das erwartete spanische Festival. Alberto Contadors Team Astana nahm das Heft des Handelns schon zur Mitte der Etappe fest in die Hand. Contadors Helfer reduzierten erst den Vorsprung einer frühen neunköpfigen Ausreißergruppe, am Fuße des 2001 m hohen Port de Pailheres dann legten die Männer in den blaugrünen Trikots solch ein Tempo vor, dass sich das Peloton schnell halbierte.

Unter denen, die nicht mitkonnten oder -wollten, befand sich Milram-Kapitän Linus Gerdemann. Auch Lance Armstrong musste reißen lassen. Der US-Amerikaner hatte vor dem Start in Revel noch verkündet: »Ich freue mich auf die schweren Etappen. Es wird einige Überraschungen geben.« Seine Kraft und seine Freude reichten aber nur zu einer weiteren negativen Überraschung. Dieses Mal fiel seine Leistungsschwäche nicht einmal mit einem neuerlichen Schlag an der Dopinganklagefront zusammen.

Als er am Samstag stürzte, war kurz zuvor die Nachricht über den Ticker gelaufen, dass Ex-Profi Greg Lemond gegen ihn vor der Grand Jury in New York aussagen werde. In der »Süddeutschen Zeitung« lieferte der Toursieger von 1986, 1989 und 1990 einen Vorgeschmack auf seine Aussagen: Lemond hielt Armstrong vor, er habe Erfahrung im Unterschlagen von Dopingbeweisen. Lemond bezog sich auf ein erst nachträglich eingereichtes Kortisonattest von 1999 und die wüsten Angriffe auf das französische Antidopinglabor, das im Jahre 2005 bei B-Proben aus dem Jahre 1999 Epo-Spuren nachgewiesen hatte. Auch ein paar Reagenzgläser mit Armstrongs Körperflüssigkeit befanden sich darunter.

Am Sonntag begleitete nur ein süffisanter Beitrag in der »New York Times« die Etappe. Er beschrieb das PR-Propaganda-Korps der Livestrong-Stiftung, das die Tour begleitet. Während der Texaner demoralisiert dem Feld hinterherfuhr, wurde vorn ein spanisches Feuerwerk entzündet. Der 23-jährige Tourneuling Rafael Valls Ferri (Footon) stiefelte trotz des beachtlichen Tempos der Astana-Truppe davon. Auch Carlos Sastre (Cervelo), löste sich einmal aus dem vorderen Teil des Pelotons. Der alte und der junge Spanier erklommen gemeinsam den Port de Pailheres. In Ax-3-Domaines mussten sie aber Besseren den Vortritt lassen. Hinter Tagessieger Riblon sicherte sich der Russe Denis Mentschow (Rabobank) den zweiten und der Gesamtdritte Samuel Sanchez (Spanien, Euskatekl) den dritten Platz. Der Kampf um die Spitze im Klassement ist vertagt.

14. Etappe, Sonntag, 184,5 km von Revel nach Ax-3-Domaines: 1. Riblon (Frankreich/AG2R) 4:52:42 Stunden, 2. Mentschow (Niederlande/Rabobank) 0:54 min zurück, 3. Sanchez (Spanien/Euskaltel) gl. Zeit, 4. Schleck (Luxemburg/Saxo Bank) 1:08, 5. Rodriguez (Spanien/Katjuscha), 6. Gesink (Niederlande/Rabobank), 7. Alberto Contador (Spanien/Astana), 8. van den Broeck (Belgien/Omega Pharma-Lotto) alle gl. Zeit, 9. Cunego (Italien/Lampre) 1:49, 10. Sastre (Spanien/Cervelo) gl. Zeit.

Gesamtwertung (Gelbes Trikot): 1. Andy Schleck 68:02:30 Stunden, 2. Contador 0:31 Minuten zurück, 3. Samuel Sanchez 2:31, 4. Mentschow 2:44, 5. Jurgen van den Broeck 3:31, 6. Gesink 4:27, 7. Levi Leipheimer (USA/RadioShack) 4:51, 8. Rodriguez 4:58, 9. Luis Leon Sanchez (Spanien/Caisse d'Epargne) 5:56, 10. Ivan Basso (Italien/Liquigas) 6:52.

13. Etappe, Samstag, 196 km von Rodez nach Revel: 1. Winokurow (Kasachstan/Astana) 4:26:26, 2. Cavendish (Großbritannien/Columbia) 0:13 min zurück, 3. Petacchi (Italien/Lampre), . .. 11. Ciolek (Pulheim/Milram), ...38. Lang (Erfurt/Omega Pharma-Lotto), 60. Klöden (Kreuzlingen/RadioShack) alle gl. Zeit.

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