Mehr Platz wagen

Martin Kröger zur Zunahme des Fahrradverkehrs

  • Lesedauer: 2 Min.

Es wird enger. Wer in den Innenstadtbezirken in den Morgen- oder frühen Abendstunden mit dem Fahrrad unterwegs ist, für den ist der große Anstieg des nichtmotorisierten Zweiradverkehrs besonders spürbar: Man muss andere Fahrräder überholen, wird selber von radelnden Rasern überholt. Ausscheren, einscheren. Nicht nur vorm Abbiegen, sondern bei der gesamten Fahrt gilt es, höchste Aufmerksamkeit an den Tag zu legen. Denn offenbar sind nicht allen radelnden Zeitgenossen die Regeln der Straßenverkehrsordnung (StVO), die auch für Radfahrer gelten, geläufig. Nicht mal die Grundregel: Ständige Vorsicht, gepaart mit Rücksicht, ist ein Allgemeingut.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Die größte Gefahr für Radfahrer sind natürlich nicht Radfahrer, sondern weiterhin Autos, besonders Lkw. Selten auch mal Fußgänger, die mit den markierten Radwegen nichts anfangen können oder die bei Rot über die Straße gehen.

Doch auch die eigentlich positive Zunahme des Fahrradverkehrs in der Stadt birgt Gefahren. Vor allem, weil die Infrastruktur mit der Steigerung des Radverkehrs nicht mithält: Die eingezeichneten Angebotsstreifen etwa erweisen sich für Überholmanöver als zu schmal. Vor Kreuzungen sind Wartebuchten für die Velos häufig abgenutzt oder unzureichend gekennzeichnet, so dass sie von rechtsabbiegenden Autofahrern ignoriert werden.

Dass der Radverkehr gegenüber dem Autoverkehr generell weiter vernachlässigt wird, zeigt auch die Sperrung der Hauptmagistrale zur Fußball-WM. Wenn der Radverkehr tatsächlich, wie vom ADFC gewünscht, auf 25 Prozent zunehmen soll, dann müssten auch die angekündigten Fahrradstraßen endlich umgesetzt werden – natürlich eingebunden in ein Gesamtfahrradnetz. Das würde die neue Enge beenden und den umweltfreundlichen Radverkehr noch attraktiver und sicherer machen.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.