Hoffnung auf Anti-AIDS-Gel

Mikrobizid schützte im Test zwei von fünf Frauen vor HIV

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach 20 Jahren Forschung hat sich zum ersten Mal ein Gel als wirksam gegen AIDS gezeigt. In einer südafrikanischen Pilotstudie mit rund 900 Frauen sank dadurch das Ansteckungsrisiko mit HIV um knapp 40 Prozent. Die Studie wurde am Dienstag auf der Welt-AIDS-Konferenz in Wien vorgestellt.

Wien (epd). Frauen können auf einen neuen Schutz gegen AIDS hoffen: Forscher in Südafrika wiesen erstmals die Wirksamkeit eines Gels nach, das Viren in der Vagina stoppt. Das Ergebnis wurde am Dienstag auf der Welt-AIDS-Konferenz in Wien als Durchbruch gewertet. In einem Test mit rund 900 Frauen sank die HIV-Infektionsrate um fast 40 Prozent.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnete das Testergebnis des Mikrobizidgels als bahnbrechend. »Wir geben Frauen Hoffnung«, sagte der Leiter des UN-AIDS-Programms (UNAIDS), Michel Sidibé. Wenn sich die Wirksamkeit bestätigt, könnten sich Frauen selbst in einem gewissen Maß vor AIDS schützen, auch wenn ihre Männer Kondome ablehnen. Um die Forschung zu beschleunigen, setzten UNAIDS und die WHO eine Expertenkonsultation für August an.

Auch der deutsche AIDS-Mediziner und Theologe Christoph Benn, der dem Direktorium des Globalen Fonds gegen AIDS, Malaria und Tuberkulose angehört, begrüßte das Ergebnis. Es handele sich um eine der wichtigsten wissenschaftlichen Neuigkeiten der letzten fünf Jahre. Die Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, Renate Bähr, sagte, der Kampf gegen AIDS komme endlich entscheidend voran.

Rund die Hälfte der weltweit 33,4 Millionen Menschen mit AIDS und HIV infizierten Personen sind Frauen. Sechs von zehn neu infizierten Erwachsenen im Afrika südlich der Sahara sind heute weiblich. Seit Jahren wird an einem Mikrobizid für Frauen geforscht, das auch als »chemisches Kondom« bezeichnet wird. Vor einigen Jahren musste eine Studie noch abgebrochen werden.

Das Gel, das Wissenschaftler der Universität Durban und der Columbia Universität in New York jetzt in Südafrika testeten, enthält den antiretroviralen Wirkstoff Tenofovir, der AIDS-Kranken auch zur Einnahme verschrieben wird. Er verhindert, dass der Virus aus einer menschlichen Zelle heraus wächst.

Am Dienstagabend wurden rund 20 000 Teilnehmer zu einem »Marsch für Menschenrechte« erwartet. »Wir kämpfen weiter«, sagte die britische Sängerin Annie Lennox. »Wir wollen nicht, dass die Sterblichkeit wieder ansteigt.« Die Politiker müssten handeln und ausreichend Geld für die Bekämpfung von AIDS bereitstellen.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -