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Grunzgeschrei gegen »Widersetzen«
Bündnis lobt »größte antifaschistische Mobilisierung der BRD«
Bereits am Sonntag hatte »Widersetzen« zu den Protesten gegen die Neugründung der AfD-Jugendorganisation in Gießen bilanziert: 50 000 Menschen hätten sich beteiligt, davon 15 000 an Blockaden. Das Bündnis nannte dies »die größte antifaschistische Mobilisierung in der Geschichte der Bundesrepublik«. Jedoch mit einigen Opfern: Der Landkreis Gießen meldete mindestens 36 medizinisch versorgte Demonstrierende, meist wegen Prellungen oder Schürfwunden. Das Universitätsklinikum berichtete zudem von einem gebrochenen Nasenbein und Kopfplatzwunden. Eine Sprecherin von »Widersetzen« erklärte, Polizist*innen hätten »den Faschisten den Weg freigeprügelt«.
Am Montag präsentierte Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) die Statistik der Polizei: Demnach gab es 26 Gegenveranstaltungen, 15 Blockaden und insgesamt 25 000 Gegendemonstrant*innen, darunter etwa 1000, die Poseck »gewaltbereit« nannte. Mehr als 50 Polizist*innen wurden laut dem Innenminister verletzt, angeblich durch Schläge, Tritte und Böllerwürfe. Die Polizei nahm drei Personen fest, stellte 192 Identitäten fest und führte in 60 Fällen Durchsuchungen von Personen oder Fahrzeugen durch.
Es habe laut Poseck auch Versuche gegeben, »Beamte zu überrennen«. Im Internet kursieren jedoch auch Videos, die das Gegenteil zeigen. So rannte eine Horde Berliner Polizist*innen mit grunzendem Geschrei auf einen Blockadefinger auf der Bundesstraße 49 zu – wobei einige beim Einsatz ihrer Schlagstöcke über die Leitplanke stolperten.
Poseck bewertete den Einsatz insgesamt aber als »Erfolg«. Ohne das Handeln der Beamt*innen hätte es »schwerste Straf- und Gewalttaten gegeben«. Nach seiner Wahrnehmung habe die Polizei »verhältnismäßig gehandelt«.
Der Marburger Rechtsanwalt Jannik Rienhoff, der Aktivist*innen des Bündnisses vertritt, erklärte indes, es seien vorab »erhebliche Horrorszenarien« aufgebaut worden. Auf dieser Grundlage seien sämtliche Versammlungen untersagt worden, die auf der Westseite der Lahn in Nähe des AfD-Gründungstreffens geplant gewesen seien.
Für weitere Aufmerksamkeit sorgte ein Posting des stellvertretenden Chefredakteurs der »Bild«, Paul Ronzheimer. Er erklärte, nach »Interviews mit Teilnehmern der Proteste« in Gießen sei er »von immer mehr Menschen erkannt« und mit »Hau ab!« und »Nazis raus!« angefeindet worden. Die Polizei habe ihn und sein Team daraufhin geschützt und unter Androhung eines Platzverweises aufgefordert, die Dreharbeiten zu beenden.
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