Schwebfliegen schwirren lieber

  • Prof. Dr. Ulrich Sedlag, Zoologe
  • Lesedauer: 2 Min.

Versteht man unter Schweben gemächlichen Gleitflug, passt ihr Name schlecht. Man sollte sie statt Schweb- eher Schwirrfliegen nennen, sieht man sie so in der Luft stehen, wobei ihre Flügel nur als silbriger Schimmer erkennbar sind. Die überwiegend schwarz-gelb oder schwarz-weiß gezeichneten Schwirrer sind häufige Blütensucher, bei denen man sich sehr wundern muss, dass sie mit ihrem Tupfrüssel Blütenstaub aufnehmen können (Foto: dpa). Als Larven sind sie übrigens Blattlausfresser.

Auch Schwebfliegen sind ein eindrucksvolles Beispiele für Mimikry. Ihre Zeichnung ist eine Schutz verleihen sollende äußerliche Nachahmung wehrhafter Insekten, nämlich der Wespen. Inwieweit sie deshalb wirklich von Vögeln gemieden werden, die ja auf das Verhalten möglicher Beutetiere achten können, lernfähig sind und teilweise auch Wespen fangen, ist schwer zu sagen. Und viele der rund 250 mitteleuropäischen Schwebfliegenarten sehen auch nicht so richtig nach Wespe aus. Manche sind eher behäbig und wenig markant gefärbt.

Auf Blüten sieht man vor allem im Spätsommer und Herbst die Fliegen, die Mistbienen genannt werden. Und zwar einerseits wegen ihrer entfernten Bienenähnlichkeit und andererseits wegen ihres Larvenlebens in unappetitlichem Milieu. Sie entwickeln sich (wie auch andere Arten) als »Rattenschwanzlarven« in nährstoffreichem Wasser, in dem sie sich dank Atemröhren von mehrfacher Körperlänge schnorchelnd mit Sauerstoff versorgen.

Gelegentlich trifft man auf hummelähnliche Schwebfliegen. Allerdings unterscheiden sie sich von diesen durch ihre bedeutend größeren Augen. Deren Larven wiederum entwickeln sich als Abfallfresser, aber wohl auch räuberisch in Hummel- oder Wespennestern. Ob ihnen ihre Hummelähnlichkeit wohl das Eindringen in gerade diese Nester erleichtert?

Als Vertreter einer weiteren Lebensweise der überraschend vielseitigen Schwebfliegen stürmte einmal laut summend ein stattliches, stark bepelztes Fliegenpaar zu mir ins Zimmer. Es fand im Bücherregal ein ruhiges Plätzchen. Das waren Große Narzissenfliegen, die keineswegs auf Narzissen beschränkt sind und sich auch in Speisezwiebeln entwickeln können.

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