Alle oder keiner

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Nun also die Chipkarte. Nach langem Streit um die Teilhabe armer Kinder will die Bundesregierung demnächst Chipkarten einführen, mit denen Bildungskurse oder Mitgliedsbeiträge in Sportvereinen beglichen werden können. Ganze 200 Euro pro Jahr sind dafür vorgesehen. Eltern, deren Kind ein Instrument erlernt, wissen, dass man damit nicht weit kommt. Am schwersten wiegt jedoch, dass die Regierung bereits einen Betrag festgelegt hat, bevor die tatsächlichen Bedarfe genau berechnet worden sind. Es war genau diese Willkür, die das Bundesverfassungsgericht im Februar moniert hatte. Hier steuert man auf einen erneuten Verfassungsbruch zu.

Zumal die an bestimmte Ausgaben gebundene Karte die Eltern bevormundet. Schließlich dürfen »normale« Einkommensbezieher selbst entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben. Es gibt natürlich Eltern – Sozialverbände schätzen ihren Anteil auf unter zehn Prozent –, bei denen die Gefahr besteht, dass sie das für ihre Kinder vorgesehene Geld anderweitig ausgeben. Doch rechtfertigt diese Minderheit die Stigmatisierung aller arbeitslosen Eltern?

Wenn schon Chipkarten, dann sollten sie nach dem Motto »Alle oder keiner« verteilt werden. Bildungschips für alle Kinder aus sozial schwachen Familien! Denn auch viele aus der stetig wachsenden Millionenschar der Geringverdiener haben Kinder.

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