Erneute Jagd auf die »Zebras«

Heute startet die Handball-Bundesliga

  • Erik Eggers
  • Lesedauer: 3 Min.

Alfred Gislason pflegt das Understatement. »Besseren und erfolgreicheren Handball zu spielen«, diese Zielsetzung hat der Trainer des THW Kiel für die 34. Spielzeit der Handball-Bundesliga ausgegeben. Gislason möchte die Konkurrenz nicht mit allzu forschen Aussagen provozieren. Grund dazu hätte der 50-jährige Isländer allemal. Denn der Rekordsieger (16 Titel) und Meister der letzten sechs Jahre gilt als absoluter Topfavorit.

Zwar entschied der THW in der vergangenen Saison den Titelkampf gegen den HSV nur knapp. Aber die »Zebras« hatten nach dem Verlust der Rückraumstars Stefan Lövgren und Nikola Karabatic einen radikalen Umbruch hinter sich. »Wir hatten damals Probleme im spielerischen Bereich«, sagt Gislason. Heute verhält sich die Lage anders. »Wir sind deutlich eingespielter als im Vorjahr.« Mit dem Resultat, dass die »Zebras« teils hochkarätige Gegner in der Vorbereitung förmlich überrannten, obwohl mit Daniel Narcisse (Kreuzbandriss) ein Rückraumstar verletzt ausfiel.

Vor dem Auftakt der Bundesligasaison, die heute Abend mit dem Spiel zwischen der HSG Wetzlar und der SG Flensburg-Handewitt eingeläutet wird, strotzt die Kieler Mannschaft vor Selbstvertrauen. Der Sieg beim Final Four der Champions League im Mai hat die vorher schon breite Brust noch einmal anschwellen lassen.

Es gibt im aktuellen Kader nur zwei Profis, die von einer Niederlage in der Meisterschaft berichten können: Kapitän Marcus Ahlm und Christian Zeitz schauten 2004 zu, als Flensburg den Titel einheimste. Alle anderen kennen nur den Erfolg. An der Fortführung arbeitet das ganze Umfeld – Trainer, Spieler, Klubführung, wirklich alle, staunte Abwehrspezialist Daniel Kubes (aus Lemgo), der mit Kreisläufer Milutin Dragicevic (Silkeborg) den Meister im Sommer ergänzte. Entsprechend zuversichtlich zeigen sich die Spieler. »Unser Ziel ist es, immer das nächste Spiel zu gewinnen«, sagt Ahlm.

Trotz des ungewissen Ausgangs im Manipulationsskandal, in dessen Folge 2009 eine neue Führung installiert wurde, herrscht beim THW Ruhe. Anders liegen die Verhältnisse bei den größten Rivalen. Beim HSV wird Trainer Martin Schwalb im Sommer 2011 auf den Geschäftsführerposten wechseln, und seitdem wird spekuliert, dass Flensburgs Trainer Per Carlén ihm in Hamburg nachfolgt. Das werde keinerlei Unruhe in den Klub bringen, versichern die Verantwortlichen, und Schwalb sagt: »Wir wollen um alle Titel mitspielen.« Aber sollte der HSV sein schweres Auftaktspiel bei Frisch Auf Göppingen verlieren, dürfte Klubpräsident Andreas Rudolph schon früh für Schlagzeilen sorgen. Zu lange schon arbeiten sich die Hanseaten am Branchenführer aus Kiel ab.

Beim dritten Titelanwärter, den Rhein Neckar-Löwen, ist unklar, wer die sportlichen Geschicke bestimmt. Neben Geschäftsführer Thorsten Storm soll nun der isländische Nationaltrainer Gudmundur Gudmundsson, der den dänischen Löwen-Gesellschafter Jesper Nielsen berät, über die Transfers entscheiden. Die Löwen stehen ebenso unter Erfolgsdruck; der vierte Platz aus der Vorsaison ist angesichts des starken und teuren Kaders zu wenig.

Ob die SG Flensburg-Handewitt den überraschenden dritten Platz aus der Vorsaison wiederholen kann, ist fraglich, weil die SG sich nun der Belastung der Champions League stellen muss. Insofern dürften die Norddeutschen sich mit Göppingen, dem VfL Gummersbach, dem TBV Lemgo und den ambitionierten Füchsen Berlin um die Europapokalplätze streiten.

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