Landraub mit Staatshilfe
Kolumbianische Bauern wurden enteignet
Von Constanza Vieira, Bogotá (IPS)
In Kolumbien hat eine unbekannte Zahl von Agrarunternehmern und Staatsbeamten mit den ultrarechten Paramilitärs gemeinsame Sache gemacht, um Kleinbauern ihrer Grundstücke zu berauben. Im Verlauf des bald 50-jährigen Bürgerkriegs töteten oder vertrieben die Milizen als Handlanger einflussreicher Kreise Heerscharen von Bauern. Danach gingen die Grundstücke zu einem symbolischen Preis in den Besitz der Unternehmer über. Die Behörden erklärten die illegalen Geschäfte für rechtens.
»Es gab ein regelrechtes Komplott«, sagte Jaire Castillo, ein ehemaliger Chef der Paramilitärs. Castillo, auch unter dem Tarnnamen »Pitirri« bekannt, lebt seit zehn Jahren im Exil. Als geschützter Zeuge sagt er in Prozessen gegen Politiker aus, denen Kontakte zu illegalen Gruppen vorgeworfen werden. Über die Stellungnahmen des Ex-Paramilitärs berieten kürzlich kolumbianische Parlamentarier, die sich auf Betreiben des linken Abgeordneten Iván Cepeda mit Landraub und Vertreibungen beschäftigen. »Pitirri« kritisierte, dass sich die Justiz bisher vor allem auf diejenigen konzentriere, die »getötet haben«. Es müsse auch gegen diejenigen ermittelt werden, die sich widerrechtlich rund 5,5 Millionen Hektar Land von Bauern angeeignet hätten, forderte er.
Juan Camilo Restrepo, der Agrarminister der seit Anfang August amtierenden Regierung Santos, hat zwar eine Landreform angekündigt und will zwei Millionen Hektar Land verteilen, die sich in illegalem Besitz befinden. Laut Juan Houghton, Direktor des nichtstaatlichen Studienzentrums »Casa del Pensamiento« versuchen aber Erben und Strohmänner mit guten Kontakten zum Parlament zu verhindern, dass diese Pläne umgesetzt werden könnten.
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