Tag des Sarkasmus

Der 3. Mai schien ein Lichtblick in der trüben Geschichte der schwarz-gelben Bundesregierung zu sein. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) verkündete den »großen Tag für Kinderrechte« nach dem Beschluss des Kabinetts, die Vorbehalte gegen die UN-Kinderrechtskonvention zurückzunehmen. Nach den seit 18 Jahren geltenden Vorbehalten nimmt die Bundesrepublik für sich in Anspruch, »Unterschiede zwischen Inländern und Ausländern zu machen«. So ist etwa bei 16-jährigen unbegleiteten Flüchtlingen das Kindeswohl der Ausländergesetzgebung untergeordnet und faktisch bedeutungslos.

Viereinhalb Monate nach dem »großen Tag« ringen vor allem Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen noch immer darum, dass der großspurigen, medienwirksamen Ankündigung auch rechtliche Konsequenzen folgen. Für die Bundesebene lehnten Innen- und Justizministerium Gesetzesänderungen einhellig ab, die Innenminister der Länder begrüßten dies auf ihrer Frühjahrskonferenz.

Der »große Tag für Kinderrechte« hat sich als großer Tag des Sarkasmus entpuppt, möglich nur, weil es um eine vergleichsweise kleine Gruppe von Menschen in Deutschland geht, die über kaum eine Lobby verfügen. Man stelle sich vor, die Regierung verkünde einen »großen Tag für den Standort Deutschland« und lasse einer versprochenen Steuersenkung für Unternehmen keine Taten folgen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal