Kick zum Kaufen

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 2 Min.

Not macht erfinderisch, besonders finanzielle. Und so verwundert es nicht, wenn auch klamme Fußballvereine manchmal zu ungewöhnlichen Geldbeschaffungsmethoden greifen. Der Klub Westfalia Herne, der in der fünftklassigen Nordrhein-Westfalen-Liga kickt, ist so ein Verein und hat deshalb beschlossen, einen seiner Fans zum »Stadionherrn« zu machen. Für 20 Euro kann sich jeder bis 23. Oktober ein Los kaufen – »der Gewinner darf entscheiden, wie das Stadion für den Rest der Saison heißt«, erklärt Vereinschef Horst Haneke den Namensverkauf des 32 000 Zuschauer fassenden Stadions am Schloss Strünkede, von dem sich der Klub einen Erlös von über 30 000 Euro erhofft.

Nun haben die Herner die Fußballvermarktung nicht neu erfunden. Schon früher wurden Rasenstücke in der Spielstätte des Lieblingsvereins, Patenschaften oder auch Fotoausschnitte im Internetverkauft, damit ein Wunschspieler verpflichtet werden konnte. In England erstand eine im Netz organisierte Gruppe von 28 000 Fans gar den Fünftligisten Ebbsfleet United – Entscheidungen über Transfers und Aufstellung inklusive.

Wundern darf man sich trotzdem. Und sich fragen, wo das hinführt. Was wird künftig noch verlost? Darf man bald den Verein nach sich benennen? Grinst einen bei jeder Eckenstatistik der ungeliebte Nachbar von der Anzeigetafel an? Oder darf man als Geloster auf der Trainerbank mitentscheiden? Sicher muss Fußball auch Unterhaltung verkaufen. Irgendwann darf aber auch mal Schluss sein. Spätestens beim Spiel. Und dem Ergebnis. Bitte.

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