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Karten und Kommerz
Investorentaktik am Spieltisch
Inmitten einer Insel von ringförmigen Mauern umschlossen, erinnert »Die goldene Stadt« entfernt an Platons Beschreibung des mythischen Atlantis. Doch schon beim ersten Blick in die Regeln, die die Stadt mit spielerischem Leben erfüllen sollen, verfliegt alle Ähnlichkeit: Handelshäuser sollen wir bauen.
Wieder einmal Handelshäuser, denn wie sich auch im echten Leben alles um Geld dreht, so geht es auch im Spiel nicht mehr ohne. Aus einer offenen Auslage von Landschaftskarten, die uns die Gründung von Handelshäusern außerhalb der Goldenen Stadt und innerhalb ihrer Mauern erlauben, wählen wir reihum ein Kartenpaar aus. Wer später an der Reihe ist, kann einen vorangegangenen Spieler in diesem vom gewünschten Kartenpaar verjagen. Der steht dann wiederum vor der Wahl, sich mit einem weniger nützlichen Kartenpaar zu bescheiden oder wiederum selbst jemanden per Griff in den Goldbeutel zu schröpfen.
Jeweils zwei gleiche Karten erlauben den Bau eines Hauses entlang der Handelswege, die auf verschlungenen Pfaden ins Stadtinnere führen. Um dorthin zu gelangen und wertvolle Siegpunkte zu sichern, müssen wir zusätzlich Schlüsselkarten abgeben, die wir neben anderen nützlichen Dingen, wie Bonuspunkten, Waren- oder Extrakarten, für den Bau von Handelshäusern erhalten. So entscheidet über den besten Bauzeitpunkt und Standort nicht allein der direkte Weg ins Zentrum, sondern auch die Vorteile, die uns der jeweilige Bauplatz für den weiteren Spielverlauf verspricht.
Unterm Strich macht das ein recht abwechslungsreiches Taktikspiel, für das es im Internet brauchbare Zusatzregeln zum Herunterladen gibt. Alles in allem bleibt jedoch abzuwarten, wann die zeitgeistige Handelsspielerei mal ein Ende nimmt.
»Die goldene Stadt« von Michael Schacht, Hans im Glück, für Spieler ab 10 Jahre, ca. 30 Euro. Internet: www.michaelschacht.net
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