Erneuerbare fördern? Im Prinzip ja. Fünf Fragen an (Regierungs-)»Radio Energie«

  • Lesedauer: 3 Min.
Erneuerbare fördern? Im Prinzip ja. Fünf Fragen an (Regierungs-)»Radio Energie«

Frage an »Radio Energie«: Ist es wahr, dass mit dem Energiekonzept der Bundesregierung der Ökostrom-Anteil bis zum Jahr 2050 auf 80 Prozent steigen wird?
Im Prinzip ja, aber korrekt müsste der Satz heißen: »steigen soll«. Damit dies gelingen kann, wollen wir den Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung noch ganz ganz lange auf dem bewährten Niveau halten. Außerdem erlaubt das Energiekonzept auch den Bau von ganz ganz vielen neuen Kohlekraftwerken. Denn was ist besser als eine Brücke? Zwei Brücken natürlich! Und auch Gaskraftwerke, sind unverzichtbar im ausgewogenen schwarz-gelben Energiemix. Wenn man jetzt alles zusammenzählt, lautet das Ergebnis: Deutschland kann schon bald bis zu 200 Prozent seines Strombedarfs mit eigenen Anlagen decken, egal wie stark der Wind weht. Das nennen wir Versorgungssicherheit!

Ist es wahr, dass die Bundesregierung die Zusatzgewinne der Atomkonzerne abschöpft?
Im Prinzip ja, aber auch Sie haben beim Suppe-Essen sicher schon die Erfahrung gemacht, dass man sich mit der Schöpfkelle auftut und der Suppentopf trotzdem noch gut voll ist. Auch die Schöpfkelle der Bundesregierung hat nur ein bestimmtes Fassungsvermögen; in Zeiten knapper öffentlicher Kassen können wir uns eben nicht mehr leisten. Sie ist aber groß genug, um den Fingerhut zu füllen, den die Regierung für die Erneuerbaren bereitstellt. Gefördert wird damit übrigens der Bau von Windanlagen auf hoher See – durch die Atomkonzerne. Es grenzt an ein Wunder: Wir schöpfen ab, und am Ende ist deren Topf wieder randvoll.

Ist es wahr, dass künftig mehr in erneuerbare Energien investiert wird als je zuvor, wie Frau Merkel in ihrem Podcast sagt?
Im Prinzip ja, aber das muss alles erst ganz genau vorbereitet werden. Aus diesem Grunde hat die Bundesregierung im Energiekonzept für exakt 36 Maßnahmen zur Förderung der Erneuerbaren Prüfaufträge vergeben. Dabei geht es um die bessere Integration in die Stromnetze, den Ausbau von Offshore-Windanlagen, erleichterte Genehmigungsverfahren, Anreize für einen umweltverträglicheren Güterverkehr und und und. Wenn die Prüfungen in einigen Monaten, Jahren oder Jahrzehnten zu ihrem Abschluss kommen, könnte es sein, dass die eine oder andere Maßnahme tatsächlich umgesetzt wird.

Ist es wahr, dass Energieeffizienz für die Bundesregierung eine Schlüsselfrage ist, wie Umweltminister Röttgen sagt?
Im Prinzip ja, aber niemand wird zu irgendetwas gezwungen. Die Regierung will die Bürger sowie die Wirtschaft mitnehmen und nicht die Energiepolizei schicken. Die energetische Gebäudesanierung ist etwas ganz Tolles – jeder Hausbesitzer darf wärmedämmen, so viel und was er will. Und auch sparsame Autos findet die Bundesregierung dufte. Deutsche Hersteller werden sich bestimmt irgendwie irgendwann irgendwas einfallen lassen; die CO2-Vorgaben von den Brüsseler Bürokraten können wir daher getrost in der Pfeife rauchen.

Ist es wahr, dass Frau Merkel, Herr Röttgen und Herr Brüderle sich wieder ganz doll lieb haben?
Im Prinzip ja, aber wer wen lieb hat und ob jemand von gar niemandem lieb gehabt wird, verraten wir nicht.

Fragen: Kurt Stenger

Foto: dpa/Roessler

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal