Nicht zu wenig

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 2 Min.

Haben Sie schon mal was von Picogramm gehört? 50 davon sind 0,000 000 000 05 Gramm. So viel Clenbuterol befand sich in jedem Milliliter von Alberto Contadors Urin. Klingt nicht viel, und damit ist auch schon seine Verteidigungsstrategie umrissen. Das Problem nur: Einen Grenzwert gibt es nicht. Also bleibt die festgelegte Schlussfolgerung: Dopingsperre.

Der Wert sei zu gering, um wirksam zu sein, sagt Contador. Deshalb muss es im Fleisch gewesen sein. Es wird zur Tiermast benutzt, doch auch dafür scheint die Konzentration zu gering, um wirksam zu sein. Außerdem hat Contadors Erklärung den juristischen Nachteil, nicht mehr beweisbar zu sein.

Eine geringe Menge bedeutet nicht, dass nicht gedopt wurde – ein bisschen hilft bekanntlich schon ein bisschen. Zumal sich der Wirkstoff mit der Zeit abbaut, er kann also einige Zeit vor dem Test in höherer Konzentration vorhanden gewesen sein. Allerdings wurde Contador als Träger des Gelben Trikots schon an den Vortagen regelmäßig getestet.

Vielleicht hatte der Spanier aber auch einfach nicht damit gerechnet, dass so geringe Mengen nachgewiesen werden können. Der Fall zeigt jedenfalls zweierlei: Im Radsport wird mittlerweile intensiv getestet, und der Spielraum für die in die Enge getriebenen Unverbesserlichen wird kleiner.

Neben Contador verliert noch einer in diesem Szenario: Sein neuer Teamchef Bjarne Riis. Dessen beste Fahrer liefen ihm gerade davon, also erhoffte sich der Däne mit der Verpflichtung Contadors eine Entschädigung. Die wird nun aber zur verspäteten Strafe für seinen durch Doping erschlichenen Toursieg 1996.

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