Erschütterung abseits

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

D ie Kanzlerin freue sich über diesen starken Umweltminister, lautete die Auskunft des Regierungssprechers am Montag zur Wahl Norbert Röttgens. Wer wollte, konnte den selbstgefälligen Unterton der Macht mitschwingen hören. Tatsächlich hat Angela Merkel bisher keinen Grund, in CDU-Landeschef Röttgen eine Erschütterung ihrer Macht zu sehen, wie in eiligen Kommentaren ausgemalt wird. In Zeiten der Großen Koalition Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Kanzlerinnenfraktion, zuvor Mitautor ihres Wahlprogramms und schon beim Machtkampf von Merkel gegen den übermächtigen Helmut Kohl an ihrer Seite – es gibt vorerst keinen Grund, an Röttgens Loyalität zu zweifeln.

Doch dass die Dinge sich ändern, dass sachliche Differenzen nicht nur linke, sondern auch konservative Politiker weit voneinander entfernen können – dafür braucht man nicht die bereits exotisch zu nennenden Beispiele von Heiner Geißler und Norbert Blüm zu bemühen. Mehr als Röttgens Wahl zum NRW-Landeschef müsste die Kanzlerin und CDU-Chefin der Einspruch von Norbert Lammert beunruhigen. Der »Verdacht mangelnder Sorgfalt«, geäußert vom Bundestagspräsidenten über das Beispiel Laufzeiten von Atomkraftwerken, stellt für Merkels Thron eine viel ernstere Erschütterung dar. Weil er Zweifel am System Merkel bestärkt.

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