Hertha zu zufrieden für Tore

Duisburg siegt im Olympiastadion und zieht an Berlinern vorbei

  • Philipp Zielske
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach einer guten Stunde hatte Adrian Ramos genug. Wütend schmiss der brasilianische Angreifer von Hertha BSC seine schwarzen Handschuhe auf den Rasen des Olympiastadions. Er hatte auch allen Grund, sauer zu sein. Auf den Wettergott Petrus, der das Olympiastadion mal wieder in eine Eistruhe verwandelt hatte, vor allem aber auf seine Leistung und die seiner Mitspieler. »Wir wollen die Ersten sein, die Hertha im Olympiastadion bezwingen«, hatten die Duisburger vollmundig angekündigt. Das dies keine leere Drohung war, stellte der MSV vom Anpfiff weg unter Beweis.

»Mit unserem Umschaltspiel war ich heute überhaupt nicht zufrieden«, analysierte Hertha-Trainer Markus Babbel angefressen. Das spielte den »Zebras« perfekt in die Karten. Geduldig warteten sie auf ihre Möglichkeiten, den Berlinern den Ball abzuluchsen um dann überfallartig Richtung Hertha-Strafraum zu stürmen. Dem Unvermögen des Gegners und einiger guter Paraden ihres Schlussmannes Marco Sejna hatten es die Berliner zu verdanken, dass es zur Halbzeit noch 0:0 stand. Und es hätte sogar die unverdiente Pausenführung geben können, wenn Schiedsrichter Michael Weiner das Tor von Waleri Domowtschyski in der 33. Minute nicht zu Unrecht wegen angeblicher Abseitsstellung aberkannt hätte.

Zur zweiten Halbzeit sahen die gut 32 000 Fans eine ganz andere Hertha. Mit Schwung und Elan bedrängten sie das Tor von David Yelldell. Ausgerechnet in dieser Druckphase gelang den Duisburgern der entscheidende Konter. Der überragende Srdjan Baljak hatte die Kugel an die Querlatte befördert, den Abpraller musste Sturmpartner Olcay Sahan nur noch über die Linie schieben. Zum Jubeln kam die gesamte Mannschaft zur Bank des MSV. Sie umarmten ihren Trainer Milan Sasic, der unter der Woche den Tod seiner Mutter zu beklagen hatte. »Wir sind unheimlich stolz auf unseren Trainer und widmen ihm den Sieg«, sagte Julian Koch.

Danach das altbekannte Bild: Hertha schob sich den Ball solange in der eigenen Hälfte zu, bis die Duisburger sich sortiert hatten. Der MSV blieb bei seiner Überfalltaktik und machte in der 81. Minute alles klar. Baljak belohnte sich mit einem Flachschuss aus zehn Metern.

»Wir erarbeiten uns im Moment keine Chancen. Wir sind überlegen aber die entscheidende Aktion nach vorne gelingt uns nicht«, gab Hertha-Kapitän Christian Lell zu. Sein Trainer hat noch eine andere Vermutung: »Es hat sich eine gewisse Zufriedenheit eingestellt. Das ist gefährlich, denn nur mit spielerischen Mitteln geht es eben nicht.«

Mahnende Worte, die sich seine Spieler zu Herzen nehmen sollten. Die nächsten Gegner heißen 1860 München, Erzgebirge Aue und FC Augsburg. Lässt sich Hertha nicht schnell etwas einfallen, droht ein ungemütliches Weihnachtsfest.

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