Morbus Rösler

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 1 Min.

Gegen Morbus Rösler gibt es keine Impfung. Man muss stark damit rechnen, dass sich das Virus der Privatisierung, das dieses Krankheitsbild hervorruft, künftig auch in der Pflegeversicherung ungehemmt ausbreiten wird. Während es auf der Seite der Versicherten zu schmerzverzerrten Gesichtern beim Anblick gähnender Leere auf ihren Konten und in ihren Geldbörsen führt, wird dieses Symptom bei den Unternehmern und Anbietern von Pflegeleistungen ausbleiben. Denn in der Pflegeversicherung soll es nach dem Willen der Koalition demnächst genauso zugehen wie in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Die Beiträge der Unternehmen werden eingefroren, den Leistungsanbietern muss alles bezahlt werden und das finanzielle Risiko liegt voll bei den Versicherten. Die sollen zu einer privaten, kapitalgestützten Pflegezusatzversicherung gezwungen werden. Und vom Kapitalmarkt weiß man ja, wie verantwortungsbewusst sich dieser der Sicherung ihm anvertrauter Mittel widmet.

Derzeit tarnt sich das Virus noch mit einer Hülle, die vorgibt, nur das Beste zu wollen – beispielsweise bessere Ausbildung und bessere Arbeitsbedingungen in der Branche. Die hätte es längst geben können, wenn nicht den Betreibern der Einrichtungen schon vor Jahren Tür und Tor zur Beschäftigung von Billigkräften und für die eigene Gewinnmaximierung geöffnet worden wären. Da konnte Morbus Rösler ungehindert hindurchschlüpfen.

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