CO2-Auflagen für Kleinlaster

EU-Umweltminister beschließen Grenzwert ab 2020

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Die Bundesregierung hat ihren Widerstand gegen EU-Klimaschutzauflagen für Kleintransporter aufgegeben – der Grenzwert wurde aber stark abgeschwächt.

Brüssel (ND-Stenger/dpa). Nicht nur Pkw, sondern auch Kleinlastwagen sollen in der EU künftig weniger klimaschädliches Kohlendioxid ausstoßen. Dem haben nun auch die EU-Umweltminister am Montag in Brüssel zugestimmt. Erst vor wenigen Tagen hatten sich das Europaparlament, die EU-Ratspräsidentschaft und die EU-Kommission auf das lange umstrittene Reduktionsziel geeinigt. Der Grenzwert soll von 2020 an 147 Gramm CO2 je Kilometer betragen. Bislang hatte die EU nur für Pkw europaweite Vorgaben geplant – ihr CO2-Ausstoß soll bereits von 2012 an auf 130 Gramm sinken.

Vor allem Deutschland hatte gemeinsam mit den anderen beiden großen Autobauer-Nationen Frankreich und Italien gegen ein strengeres Einsparziel für Nutzfahrzeuge gekämpft. Offizielles Argument: Transporter, Kleinlastwagen und Minibusse mit einem Gewicht von maximal 3,5 Tonnen könnten wegen der neuen Regeln um mehrere tausend Euro teurer werden sowie vor allem kleine und mittlere Unternehmen belasten. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) erklärte in der Ministerrunde am Montag: »Deutschland hat lange gerungen, weil die Automobilindustrie ein wichtiger Sektor ist.« 147 Gramm pro Kilometer seien aber ein »richtig guter Kompromiss«.

Derzeit liegt der durchschnittliche Ausstoß von Kleinlastwagen bei 200 Gramm CO2 je Kilometer. Die Hersteller von Kleintransportern – in Europa sind dies vor allem Daimler und VW (Deutschland), Renault (Frankreich) und Fiat (Italien) – müssen also ihre künftige Modellpalette stärker auf Verbrauchssenkung trimmen. Hält sich ein Hersteller nicht an die Auflagen, muss er demnach bald Strafe zahlen. Wenn es um deren genaue Ausgestaltung geht, könnte aber neuer Streit programmiert sein.

Vor allem die Bundesregierung hatte dafür gekämpft, dass der viel strengere Vorschlag der EU-Kommission abgemildert wurde. Diese hatte zunächst ein Limit von 135 Gramm vorgeschlagen, Deutschland hatte bis zuletzt erklärt, unter einem Grenzwert von 150 Gramm gehe nichts. »Wir wollen die deutsche Autoindustrie nicht überfordern«, sagte jetzt ein EU-Diplomat. Laut EU-Kommission könnte ein Kleinlastwagen wegen der nötigen Änderungen bis zum Jahr 2020 um bis zu 3000 Euro teurer werden.

Die neuen Auflagen sollen für alle Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen gelten, für große Lastwagen sind dagegen keine Grenzwerte geplant. Mittelfristig soll der Ausstoß stufenweise bereits von 2014 an sinken. Wenn ein Hersteller die Grenzwerte nicht einhält, soll er eine Strafe von 95 Euro je zu viel ausgestoßenem Gramm und Transporter zahlen. Leichte Nutzfahrzeuge sind laut EU-Kommission für 1,5 Prozent der CO2-Emissionen in der EU verantwortlich.

Umweltverbände hatten sich zuvor für einen schärferen Grenzwert ausgesprochen, der bereits ab 2012 schrittweise eingeführt werden sollte, und kritisierten die Bundesregierung wegen »Lobbypolitik für die Autoindustrie«. Das Argument höherer Preise ist aus ihrer Sicht nicht stichhaltig: Die Käufer würden auf die Gesamtkosten im Lebenszyklus eines Transporters achten – diese würden durch den CO2-Grenzwert deutlich sinken.

Lexikon

Als Kleintransporter bezeichnet man Kraftfahrzeuge zur Güterbeförderung mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. Sie dürfen mit einem gewöhnlichen Pkw-Führerschein gefahren werden. Für Kleinlaster gibt es anders als für Lkw keine besonderen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Allein in den 90er Jahren hat sich ihre Zahl in Deutschland mehr als verdoppelt. Aufgrund ihrer starken Motoren können sie sehr schnell fahren. Immer gibt es Kritik, dass sie im Verhältnis zu ihrem Gewicht mit zu schwachen Bremsen ausgerüstet seien. ND

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