Aus wenig Geld das Beste machen

Finanzen - Teil 20 - Riester-Rente lohnt sich auch privat, nicht nur im Betrieb

  • Lesedauer: 4 Min.
Riestern ist »in«. Doch wie bei anderen Geldanlagen kann eine falsche Entscheidung viel Geld kosten – oder Ihr Erspartes finanziert Rüstung und Gentechnik.

Bundessozialministerin Ursula von der Leyen hat einen Grund zur Freude: »Zwischen Juli und September entschieden sich 234 000 Bürgerinnen und Bürger neu für einen Riester-Vertrag.« Die Gesamtzahl der Riester-Verträge stieg damit auf über 14 Millionen. Das heißt auch, dass etwa 35 Millionen Bundesbürger, die eigentlich Anspruch auf eine staatliche Förderung hätten, Riester-Muffel sind.

Nun können viele nicht im Betrieb riestern, wie wir es im vorherigen Teil unserer Serie empfohlen hatten. Doch auch privat geht es. Zudem hat die private Altersvorsorge einen Vorteil gegenüber der betrieblichen: Die Auswahl an Produkten ist größer, und Sie können Ihr Geld sogar nach ethischen Kriterien »grün« anlegen.

Sie müssen nicht an das große (politische) Rentenloch glauben, um die Vorteile des Riester-Sparens zu nutzen: Riestern lohnt sich als langfristige Geldanlage. Es können bis zu 30 Prozent des Ersparten bei Vertragsende auf einmal ausgezahlt werden. Gefördert werden rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer, Beamte, Angestellte im öffentlichen Dienst, versicherungspflichtige Selbstständige, Handwerker, Landwirte und deren Ehegatten.

Das Prinzip ist einfach: Wer mit einem Riester-Produkt für die private Rente spart, wird mit Zulagen und steuerlichen Vorteilen belohnt. Bis zu 154 Euro jährlich sowie weitere Zuschüsse für Kinder bekommen Anleger vom Staat geschenkt, wenn sie entsprechende Beiträge selbst einzahlen.

Tipp

Von den Beiträgen können die Zulagen, die man vom Staat erhält, abgezogen werden.

Rechnet man beispielsweise Zuschüsse für Kinder und, bei entsprechenden Verträgen, die des Ehepartners ab, kann das den tatsächlich zu zahlenden Beitrag deutlich senken.

Riestern trotz Hartz IV

Ein knapper Haushaltsetat muss kein Grund sein, um von vornherein Riester abzulehnen. Vor allem für kinderreiche Familien gibt es die Riester-Rente fast zum Nulltarif. Sie müssen teilweise nur einen Sockelbeitrag von 60 Euro pro Jahr aufbringen und erhalten trotzdem die volle Förderung.

Tipp

Vor allem Familien mit Kindern sollten die Chancen von Riester nutzen.

Und auch die Angst vor Arbeitslosigkeit und Hartz IV ist kein Grund, ohne Riester zu sparen. Das angesparte Geld darf bei Harz IV nicht angerechnet werden und bleibt bis zum Ablauf des Vertrages in voller Höhe erhalten. Im Unterschied zu den meisten anderen Geldanlagen ist das Riester-Guthaben also „Hartz-IV-sicher“.

Kritik gibt es immer wieder an den unterschiedlichen Kosten der Anbieter. Banken oder Versicherer mit hohen Kosten für Vertrieb und Verwaltung schmälern damit den Ertrag Ihres Riester-Vertrages. Daher ist auch bei der Altersvorsorge der Vergleich verschiedener Anbieter empfohlen.

Schmales Alternativangebot

Um als förderungswürdig zugelassen zu werden, müssen Anbieter mit ihren Angeboten eine Zertifizierungsstelle bei der Bundesfinanzaufsicht Bafin durchlaufen. Ein Elf-Punkte-Katalog sieht unter anderem vor, dass der

Anbieter Sie über die Berücksichtigung »ethischer, sozialer und ökologischer Belange« bei der Verwendung der eingezahlten Beiträge informiert.

Insgesamt ist das Angebot an »grünen« Riesterprodukten überschaubar geblieben. Wer eine ökologisch oder sozial orientierte Altersvorsorge will, der hat kaum eine Wahl. Einige Versicherer haben zumindest im Rahmen ihrer fondsgebundenen Riester-Renten einige nachhaltig angehauchte Fonds mit in ihre Angebotspalette aufgenommen.

Wer es weniger riskant möchte und auch darum Fonds meidet, für den ist die Auswahl noch übersichtlicher. Zwar vertreiben mehrere Finanzdienstleiter wie GLS oder Umweltbank alternative Riesteranlagen, doch dahinter steht meist dasselbe Produkt.

Schauen Sie genau hin bei den Kriterien, ob ein Riester-Fonds beispielsweise in Rüstungs-, Atom-, und Automobilindustrie investiert oder Genmanipulation und die Erzeugung von Suchtmitteln ablehnt.

Durchaus vage sind dagegen oft die Positivkriterien. Man werde Aktien von Unternehmen erwerben, heißt es da, die im Vergleich zu anderen Branchenteilnehmern ökologischer wirtschaften. Doch besser als der Branchendurchschnitt kann auch ein ansonsten wenig umweltverträgliches Unternehmen sein. Stören könnte man sich daran, dass es überwiegend Aktiengesellschaften sind, in die Riester-Fonds das Geld ihrer Sparer anlegen. Links-Alternativ und Shareholder-Kapitalismus passen nicht zusammen, auch nicht bei der Rente.

Altersvorsorge richtig planen

Von der Riester-Rente über Wertpapiere bis hin zum Erwerb einer Immobilie – mit langfristigen Geldanlagen können Verbraucher einiges für einen gesicherten Lebensstandard im Alter tun. Dazu müssen Sie den für Sie richtigen Weg zur finanziellen Absicherung einschlagen.

Tipp zum Weiterlesen

Der Ratgeber »Altersvorsorge richtig planen« der Verbraucherzentrale Hamburg enthält die nötigen Informationen für eine solide Planung.

Das Buch erläutert die wichtigsten Grundlagen, bewertet einzelne Finanzprodukte und stellt Basisbausteine für eine geeignete Vorsorgestrategie in den unterschiedlichen Lebensabschnitten vor. HERMANNUS PFEIFFER

Ratgeber »Altersvorsorge richtig planen – Die besten Strategien für Ihre finanzielle Absicherung« für 15,40 Euro gegen Rechnung per Post bei: Verbraucherzentrale Hamburg, Kirchenallee 22, 20099 Hamburg, Tel. (040) 24 832-104, E-Mail bestellung@vzhh.de oder im Internet unter www.vzhh.de

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal