Halbherzig

Bernd Kammer hofft trotzdem auf neue S-Bahnen

  • Lesedauer: 2 Min.

Endlich kommt Bewegung in die S-Bahn-Krise. Der Bund ist aus seinem Winterschlaf erwacht und will die Deutsche Bahn, deren Eigentümer er ist, bewegen, den Berlinern neue S-Bahnen zu spendieren. Und die Bahn hat offenbar nach langem Zaudern erkannt, dass sie richtig Geld ausgeben muss, um das Desaster zu beheben.

Denn neben der vernachlässigten Wartung gilt der technisch anfällige Wagenpark der S-Bahn, besonders die Baureihe 481, als Hauptgrund für das Chaos. Radscheiben und Achsen sind bruchgefährdet, die Bremsanlagen anfällig, und im Winter legen Schnee und Frost Motoren und Elektronik lahm. Obwohl die Bahnen erst zwischen 1996 und 2004 angeschafft wurden, sind sie offensichtlich den Anforderungen nicht mehr gewachsen.

Die Frage ist, wie und von wem die neuen Wagen finanziert werden sollen. Die Bahn könnte das sicherlich stemmen, schließlich macht sie Milliardengewinne. Die Absicht der Bundesregierung, davon jährlich 500 Millionen für ihren Haushalt abzuzweigen, ist dabei aber sicher nicht hilfreich. Statt die Bahn zu schröpfen, sollte der Bund sie verpflichten, die Millionen zum Beispiel in die S-Bahn zu investieren. Alles andere ist halbherzig.

Doch auch wenn die Bahn neue S-Bahn-Wagen bestellt – die Fahrgäste werden davon noch lange nicht profitieren. Die neuen Bahnen müssen nicht nur entwickelt, gebaut, sondern auch zugelassen werden. Das dauert mindestens bis 2016. Dann läuft der Verkehrsvertrag Berlins mit der S-Bahn aus. Was dann mit den neuen Wagen und der S-Bahn überhaupt wird, muss jetzt entschieden werden.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal