DieFlucht aus der Stadt
Sefi Atta, Nigeria:
Mit der Autorin Sefi Atta meldet sich eine neue Generation nigerianischer Schriftstellerinnen zu Wort. Wandte sich die 46-Jährige in ihrem Erstling »Sag allen, es wird gut!« der Gegenwart Nigerias noch im Schatten der Militärdiktatur zu, so kommt Atta in ihrem neuen Buch »It's my turn!« – so der Titel der deutschen Ausgabe, die im Original »Swallow« heißt – im unmittelbaren Heute an. Das Zeitkolorit der Vergangenheit spielt keine Rolle mehr, und als die Mutter der Protagonistin von früher sprechen möchte, sagt die Tochter kurzerhand: Lass gut sein Mutter, it's my turn!
Die Geschichte, die Atta aus der Perspektive ihrer weiblichen Hauptfigur Tolani erzählt, ist aber treffender mit dem Originaltitel »Swallow« umschrieben. Tolani und ihre Freundin Rose arbeiten als Sekretärinnen in einer Bank in Lagos, haben einen verklemmten Lüstling als Chef und verlieren aufgrund ihres Widerstands gegen seine Handgreiflichkeiten beide den Job. Während sich Tolani redlich zu behaupten versucht, lässt sich Rose auf einen Drogenschmuggel-Deal ein und schluckt jede Menge Kokainpäckchen. Eines davon aber platzt, Rose stirbt auf dem Flughafen in London. Tolani flieht aus Lagos, fährt zu ihrer Mutter aufs Land und will dort mit Batikstoffen arbeiten.
Inhaltlich interessant daran ist die Absage an den Stress der großstädtischen Moderne und die Wiederentdeckung des Ländlichen sowie, damit verbunden, der eigenen kulturellen Tradition. Stilistisch bleibt Atta mit »It's my turn!« ihrem Stil von »Sag allen, es wird gut!« treu – sie schreibt lakonisch schnörkellos, sachlich, präzise und klar. Auch, dass sich die Handlung bisweilen in vermeintliche Details verliert, ist nicht neu – doch geht es Atta dabei offensichtlich darum, die Kulisse des nigerianischen Großstadtalltags zu beschreiben und den Mythos der Metropole Westafrikas zu entlarven. Dies ist ihr gelungen.
Sefi Atta: It's my turn. Aus dem Englischen von Eva Plorin. Peter Hammer. 270 S., geb., 19,90 €.
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