Krawatten-Kampf im Bundestag eskaliert

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Berlin (dpa) - Im Bundestag ist der Streit um einen Krawattenzwang für Abgeordnete eskaliert. Die Schlips-Verweigerer Andrej Hunko (Linke) und Sven-Christian Kindler (Grüne) durften am Donnerstag anders als geplant nicht als Schriftführer neben dem Bundestagspräsidenten Platz nehmen. »Das ist völlig absurd«, kritisierte Hunko die Strafmaßnahme.

Ausgelöst wurde der Konflikt von Schriftführer-Obmann Jens Koeppen. Der CDU-Politiker hatte darauf bestanden, dass in dieser Funktion zwingend »eine Krawatte oder dem Entsprechendes« umzulegen sei. Nur so werde die Würde des Hauses angemessen gewahrt.

Die beiden widerspenstigen Parlamentarier argumentierten, davon stehe nichts in der Geschäftsordnung des Bundestags. Weißes Hemd und Jackett reichten, meinte Kindler und fügte hinzu: »Es ist sehr fragwürdig, ob so manche Blümchenkrawatte von Koalitionsabgeordneten die Würde des Hauses hebt.« Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck drückte in einem Brief an Bundestagspräsident Norbert Lammert sein »Unverständnis« über den Vorgang aus.

Aus Solidarität erschien ein anderer Schriftführer der Linken, Alexander Süßmair, am Donnerstag ausnahmsweise auch ohne Krawatte - und wurde prompt abgelöst. »Aus dem überflüssigsten Kleidungsstück der Welt hat die Mehrheit des Ältestenrats eine Prinzipienfrage gemacht«, empörte sich Fraktionsgeschäftsführerin Dagmar Enkelmann. Die SPD zeigte dagegen Verständnis für den strengen Dresscode im Plenarsaal. »Wer im Präsidium sitzt, sollte nicht in Freizeitkleidung erscheinen«, meinte Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann.
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