Unbelehrbar

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Man wusste schon immer, dass dem Gefangenenlager auf dem US-amerikanischen Militärstützpunkt Guantanamo eine Sonderstellung zukommt; nur dass es »eines der besten Gefängnisse der Welt« sein soll, kam einem bisher nicht in den Sinn. Aber Donald Rumsfeld gilt ja als Mann mit besonderem Humor. So kann der einstige Pentagon-Chef auch nicht verstehen, warum es der Washingtoner Regierung nicht gelang, den Menschen zu vermitteln, dass dort »nicht gefoltert und niemand verletzt wurde«. Dabei ist die Erklärung ganz einfach: Guantanamo-Insassen wurden misshandelt und gefoltert, wie diverse Untersuchungen belegen, da hilft auch die Erfindung der »harschen Verhörmethoden« durch die Bush-Administration nicht. Während Nachfolger Barack Obama bisher kläglich an politischen und juristischen Hürden gescheitert ist und sich die von ihm versprochene Guantanamo-Schließung immer weiter verzögert, feiert Rumsfeld das berüchtigte Gefangenenlager und die international nicht weniger scharf kritisierten militärischen Sondertribunale für »illegale Kombattanten« im Anti-Terrorkampf der USA als »beste Lösung«.

Seine soeben erschienenen Memoiren zeigen den 78-Jährigen als unbelehrbaren Krieger und Selbstverteidigungsminister, der sich noch heute königlich über die Aufregung amüsieren kann, die seine Verbalangriffe gegen das »alte Europa« einst hervorriefen. Das übrigens meidet sein früherer Oberkommandierender inzwischen lieber, weil die Menschenrechtsorganisation Amnesty International strafrechtliche Ermittlungen gegen Ex-Präsident Bush gefordert hat – wegen Folter und Misshandlung von Gefangenen.

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