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Empiriker
Gert G. Wagner / Der Volkswirt soll das DIW Berlin aus der Krise führen
Nun ist es amtlich: Gert G. Wagner wird neuer Vorstandsvorsitzender des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der 58-Jährige folgt auf Klaus Zimmermann, der aufgrund eines Finanzskandals Ende Juni den Hut nimmt. Wagners Aufgabe ist es vor allem, das Berliner Institut durch die 2012 anstehende Evaluierung zu führen. Dabei stehen die existenzwichtigen Fördermittel durch Bund und Land auf dem Spiel.
Wagner ist erste Wahl für den Posten. Er kommt aus dem DIW, war als überzeugter Empiriker nie Teil des Streits zwischen den ökonomischen Schulen, der das Institut in Verruf brachte. Zudem genießt der Volkswirt einen sehr guten Ruf als Leiter des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) des DIW, dem er seit 1989 vorsteht. In dieser gesellschaftlichen Langzeitstudie werden jährlich dieselben Personen aus 12 000 Privathaushalten befragt – die Ergebnisse sind weit aussagekräftiger als übliche Meinungsumfragen, die oft nach wenigen Tagen überholt sind. Das SOEP belegte die wachsende Einkommenskluft ebenso wie die Erkenntnis, dass Bildungsarmut und Langzeitarbeitslosigkeit die Hauptursachen der wachsenden Armut sind oder dass letztere oft vererbt wird.
Auf Dauer will sich Wagner, der seit 2007 Träger des Bundesverdienstkreuzes ist, den DIW-Chefposten aber nicht antun; Ende 2012 ist Schluss. Der umtriebige Hesse müsste ansonsten bei seinen vielfältigen Aktivitäten zu sehr zurückstecken. Derzeit hat er eine Professor für Empirische Wirtschaftsforschung und -politik an der TU Berlin, arbeitet zudem am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Ehrenamtlich leitet er die Sozialkammer der EKD. Kaum eine wichtige Kommission, der Wagner in den letzten Jahren nicht angehörte: vom Zuwanderungsrat über die Rürup-Kommission zur Rentenstrukturreform bis hin zur Enquete-Kommission Demographischer Wandel des Bundestags. Dabei betonte er aber immer wieder, solche Gremien könnten und dürften dem Parlament Entscheidungen nicht abnehmen. Eine der letzten SOEP-Studien Wagners beschäftigte sich mit der Bedeutung des Wohlbefindens für die Menschen und den Ursachen von Zufriedenheit. Die Erkenntnisse kann er gleich in die neue Wachstums-Enquete einbringen: der gehört er natürlich wieder an.
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