17.000 Dresdner bilden Menschenkette
Stadt erinnert an Zerstörung kurz vor Kriegsende - Protest gegen Neonazis
In die Menschenkette reihten sich unter anderem der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (beide CDU) und Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl ein. Aufgerufen zu der Aktion hatten die Stadtverwaltung, Kirchen, die Jüdische Gemeinde und mehrere Initiativen.
Bischof Bohl hob den "Geist der Versöhnung" hervor, mit dem sich Dresden an die Vergangenheit erinnere. Bundesinnenminister de Maizière forderte die Rückkehr zur Tradition des stillen Gedenkens. "Alles, was lautstark ist, finde ich nicht gut", sagte er am Rande.
In Gottesdiensten am Vormittag brachten die Menschen ihre Friedenshoffnung zum Ausdruck.
Wie in den vergangenen Jahren wurde das Dresdner Gedenken von einer Neonazi-Kundgebung überschattet: Für den Nachmittag war ein "Trauermarsch" der "Jungen Landmannschaft Ostdeutschland" angemeldet. Das Bündnis "Nazifrei - Dresden stellt sich quer" rief trotz strikter Auflagen der Behörden zu Protesten in Hör- und Sichtweite auf.
Bereits am Vormittag demonstrierten Neonazi-Gegner spontan an der genehmigten Strecke des Rechtsextremen-Aufmarsches. Eine weitere Kundgebung mit nach Veranstalterangaben rund 250 Teilnehmern wurde von der Polizei aufgelöst. Die Stadt hatte eine weiträumige Trennung von Neonazi-Aufmarsch und Gegendemonstrationen verfügt.
Zum Gedenktag am 13. Februar erinnern die Dresdner alljährlich mit zahlreichen Veranstaltungen bis in den späten Abend an die Bombardierung kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Von 21.45 bis 22 Uhr läuten traditionell die Glocken aller Dresdner Kirchen. Sie erinnern an die erste Angriffswelle der Flieger. Bei den Angriffen der Alliierten kamen rund 25.000 Menschen ums Leben.
Am kommenden Samstag wollen Rechtsextremisten erneut durch Dresden ziehen. Gegen den Aufmarsch von Neonazis aus dem In- und Ausland sind Blockadeaktionen geplant. Nach Angaben des Bündnisses "Nazifrei" werden dazu 15.000 Demonstranten erwartet. Etwa 40 Kirchen haben zu Mahnwachen aufgerufen.
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