Regenrisiko heute

Tripolis, Libyen: 95 Prozent Caracas, Venezuela: 25 Prozent

  • Lesedauer: 2 Min.

Das libysche Fernsehen zeigte am Montagabend einen als (Noch-)Staatschef Muammar al-Gaddafi vorgestellten Mann beim Einstieg in ein Geländefahrzeug. Dabei erklärte dieser: »Ich wollte mit den jungen Leuten auf dem Grünen Platz reden und mit ihnen die Nacht verbringen, doch dann kam der Regen. Hiermit zeige ich: Ich bin in Tripolis und nicht in Venezuela. Hört nicht auf die Ansagen der streunenden Hunde.« Die ganze Szene dauerte 22 Sekunden, der arabische Fernsehsender Al Dschasira sprach von einer comicreifen Veranstaltung.

Zine el-Abidine Ben Ali in Tunesien und Husni Mubarak in Ägypten teilten in ihren letzten öffentlichen Erklärungen jeweils mit, sie würden nicht ab-, aber zur nächsten Präsidentschaftswahl nicht mehr antreten – die Flucht folgte im ersten Fall einen Tag, im zweiten neun Tage später. Für Gaddafi kommt eine vergleichbare Ankündigung nicht in Frage: Er hat sich seit über 41 Jahren keiner Wahl gestellt und eine solche ist auch nicht vorgesehen. Dass seine Herrschaft sich dem Ende neigt, ist jedoch offenkundig. Das Regime lässt auf Demonstranten feuern und bombardiert bereits eigene Kasernen und Waffendepots, damit sie nicht in die Hände der Aufständischen fallen. Berichtet wird auch von Söldnern aus anderen Ländern, die angeheuert worden seien, weil Gaddafi sich der Loyalität der Armee nicht mehr sicher sein könne. Trotz Informationssperre scheint sicher: Der nächste Despotensturz in der arabischen Welt steht bevor.

jrs

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