Bildungsrauschen

Causa Guttenberg – das Eigentor

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit dem eingehandelten Plagiatsvorwurf schadet Guttenberg vor allem seiner eigenen Kaste. Er gefährdet den »guten Ruf« der Bayreuther Universität, hinterlässt in der Funktion des obersten Befehlshaber der Streitkräfte ein skurriles Bild und greift das Leistungsprinzip neoliberaler Couleur an. Auf www.zeit.de/studium/hochschule kommentierte Meike Fries am 21. Februar 2011: »Guttenberg verhöhnt das Leistungsprinzip – Der Verteidigungsminister taugt nicht mehr als Vorbild. Den Wissenschaftsbetrieb hat er im Vorbeigehen beschädigt.« Für diese Kritik bekommt sie von der Netzgemeinde Zuspruch.

Judith Theuerkauf gibt »selbst Kurse für wissenschaftliches und fachliches Schreiben an einer Berliner Universität und ›predigt‹ förmlich den Studierenden, dass für sie gewissenhaftes wissenschaftliches Arbeiten selbstverständlich sein sollte, dass selber denken und schreiben mehr Spaß macht. Eine Abschlussarbeit zeigt neben der fachlichen Kompetenz die Fähigkeit des Verfassers, über einen längeren Zeitraum kontinuierlich und gewissenhaft zu arbeiten, in Stresszeiten nicht ›einzuknicken‹ und trotz widriger Umstände durchzuhalten. Die Abschlussarbeit ist somit Visitenkarte für die eigene Leistungsfähigkeit und Eintrittskarte in das Berufsleben zugleich.«

Die Irdische folgert: »Plagiat und Unwahrheit sind Todsünden der Wissenschaft. Guttenberg hat beide bewusst zu seinem Vorteil eingesetzt. Die Faktenlage ist eindeutig. Er ist ein ertappter, jämmerlicher Betrüger. Die Universität Bayreuth hat keine andere Wahl, als die Promotion nachträglich abzuerkennen. Jede andere Entscheidung wäre ein noch größerer Skandal als das Plagiat.« Und mesjo2010 findet: »herr zu guttenberg soll aus seinem politischen elfenbein turm herauskommen, denn er legt mit dem zustandekommen seiner dissertation die axt an unser hochschulsystem.« pellito ironisiert: »Der alte Gutenberg hat die Kopisten überflüssig, Guttenberg Junior diese wieder plenarfähig gemacht. Vielleicht schafft er in dem Zuge auch den Buchdruck mit einfacher Mehrheit wieder ab.«

Guttenberg erinnert Bsantina an eine »Karikatur des ostelbischen Junkers aus dem 19. Jahrhundert, der Geld und Einfluss, aber noch nie ein Buch gelesen hatte. Wissenschaftler und Akademiker hält er für Lakaien, die die unwichtige Arbeit machen, für die er keine Zeit hat. Macht und eigener Nutzen über alles! Diese Art der Opportunisten bevölkert schon die ›Finanzwirtschaft‹, wir brauchen sie nicht auch noch in der Politik, wo wir unsere Volksvertreter wähnen.« raubritter ergänzt: »Um einen ›Roten‹ zur Verteidigung des Ministers anzuführen: Herr Sarrazin hat uns ja gesagt, dass alles in den Genen liegt. Diese zeichnen das Geschlecht derer zu Guttenberg, insbesondere in der Zeit der Bauernkriege, als Raubritter aus.«

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