Frauenposten

Gerda Hasselfeldt wird Landesgruppenchefin der CSU im Bundestag

Die CSU ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Kaum hat sich die Partei eine Frauenquote von 40 Prozent für die höheren Gremien verordnet, fällt auch noch der höchste Posten im Bundestag erstmalig an eine Frau. Gerda Hasselfeldt, bisher Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, folgt dem ins Innenministerium berufenen Hans-Peter Friedrich als Landesgruppenchefin. Sie wird damit auch Vizevorsitzende der Unionsfraktion. Bei der Sitzung der Landesgruppe in Berlin stimmten am Montagabend 37 der anwesenden Abgeordneten für sie, drei gegen sie und drei ungültig. Hasselfeldts Wahl gilt als überraschend, waren doch zunächst mehrere männliche Kandidaten im Gespräch.

Irgendwie kennt man den Namen Hasselfeldt schon seit langem, weiß aber nicht genau, warum. Zwei Jahrzehnte ist es her, dass die 60-jährige Volkswirtin ins Bundeskabinett berufen wurde. Unter Bundeskanzler Helmut Kohl hatte sie zunächst das Ressort für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau inne, dann das Gesundheitsministerium. 1992, bereits nach weniger als zwei Jahren in dem kurz zuvor umstrukturierten und schwierig zu leitenden Ministerium trat sie aus persönlichen Gründen zurück. Die »Zeit« vermutete damals, der vorübergehende Verdacht einer Spionageaffäre in ihrem Mitarbeiterkreis sei der Ministerin ein willkommener Anlass zum Rücktritt gewesen. Sie galt als glücklos und latent überfordert in dem Amt.

Im Bundestag blieb sie und sitzt dort mittlerweile seit fast 25 Jahren. Die Niederbayerin war einst für den scheidenden Franz Josef Strauß ins Parlament nachgerückt. In der CDU/CSU-Fraktion stieg sie 2002 von der finanzpolitischen Sprecherin zur stellvertretenden Vorsitzenden auf. 2005 galt sie als Fachfrau für Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Umwelt im selbst ernannten Kompetenzteam von Angela Merkel. In dieser Funktion begründete sie damals auch die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke: »Wir wollen keine ideologische Entscheidung, die sachlich nicht begründbar ist. Die entscheidenden Kriterien für die Abschaltung der Kernkraftwerke sind die technischen Sicherheitsstandards.« Einen Posten in der Großen Koalition erhielt sie nicht, wurde aber Vizepräsidentin des Bundestages.

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