Rückschlag für Libyens Rebellen

Ras Lanuf wieder unter Gaddafis Kontrolle / Bombardements durch belgische Kampfflugzeuge

  • Lesedauer: 3 Min.
Obwohl NATO-Flugzeuge auch am Mittwoch libysche Bodenziele bombardierten, erlitten die vom Westen unterstützten Rebellen militärische Rückschläge. Russland forderte erstmals den Rücktritt Gaddafis. Dieser ermächtige Nicaragua, für Libyen in der UNO zu sprechen.

Brüssel/Tripolis (dpa/ND). Belgische Kampfflugzeuge haben in Libyen mehrere Militäranlagen der Regierung Muammar al-Gaddafis bombardiert. Die vier Flugzeuge vom Typ F-16 setzten laser- und satellitengelenkte Präzisionsmunition ein, wie das belgische Verteidigungsministerium in der Nacht zum Mittwoch mitteilte. Der Einsatz sei ein Erfolg gewesen.

Nähere Informationen zu den Bombenangriffen gab es nicht, Opfer wurden wie stets nicht erwähnt. Belgien unterstützt den Libyen-Einsatz mit insgesamt sechs F-16. Die Kampfjets operieren vom griechischen Stützpunkt Araxos aus. Zudem beteiligt sich das Königreich mit einem Minenjagdboot.

Ungeachtet der Luftunterstützung durch die Kriegsallianz verloren die Milizen der Regierungsgegner in Libyen am Mittwoch an Boden und zogen sich auf Linien östlich der Raffineriestadt Ras Lanuf zurück. Truppen Gaddafis kontrollierten das westlich davon gelegene Bin Dschawwad, berichtete BBC. Die Aufständischen hatten am Dienstag unter heftigem Artilleriefeuer der Gaddafi-Truppen Bin Dschawwad aufgegeben.

Russland forderte am Mittwoch erstmals einen Regierungswechsel in Libyen. »Es ist klar, dass es eine andere, eine demokratische Führung geben muss«, sagte Außenminister Sergej Lawrow in Moskau nach Angaben der Agentur Interfax. »Aber die Libyer sollten das selbst ohne Einmischung von außen entscheiden.« Lawrow forderte einen Waffenstillstand und die sofortige Aufnahme von Verhandlungen. Russland sei »besorgt« über den Einsatz von Gewalt, sagte der Außenminister. Bei der Abstimmung über eine Flugverbotszone in Libyen hatte sich die Vetomacht im UN-Sicherheitsrat der Stimme enthalten.

Die libysche Regierung hat derweil den Nicaraguaner Miguel d'Escoto zu ihrem Repräsentanten bei den Vereinten Nationen ernannt. D'Escoto, Priester und Vertrauter des nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega, ist derzeit UN-Botschafter des mittelamerikanischen Landes. Libyens Außenminister Mussa Kussa habe den ehemaligen nicaraguanischen Außenminister in einem Brief ermächtigt, in seinem Namen vor den Gremien der Vereinten Nationen zu sprechen. Libyens bisheriger UN-Botschafter Abdurahman Mohammed Shalgam war im Februar zurückgetreten. Nach Angaben Kussas hatten die USA Shalgams Nachfolger Ali Abdussalem Treki das Einreisevisum verweigert. Ortega habe d'Escoto in der vergangenen Woche nach New York geschickt, um für Gaddafi bei den UN einzuschreiten, hieß es am Dienstag in Managua.

Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao übte scharfe Kritik an dem internationalen Militäreinsatz in Libyen. Bei einem Treffen mit Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy sagte Hu, die Geschichte habe gezeigt, dass der Einsatz militärischer Gewalt nicht die Antwort auf Probleme sei, sondern diese noch komplizierter mache. »Wir rufen die betreffenden Parteien zu einer sofortigen Waffenruhe auf«, sagte Hu Jintao. Die Probleme müssten friedlich gelöst werden. China lehne den Einsatz von Gewalt in internationalen Angelegenheiten grundsätzlich ab und unterstütze alle politischen Bemühungen, die zu einer Entspannung führen könnten, sagte Hu im Gespräch mit Sarkozy.

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