Wildwuchs im Gartenbau

Beschäftigte fordern Auszahlung ihrer Löhne

  • Mona Grosche
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Äußersten Westen Deutschlands sind viele Gartenbaufirmen angesiedelt. Die Beschäftigungsverhältnisse gelten als besonders prekär.

Trotz Protesten am vergangenen Wochenende in Duisburg reagiert die Geschäftsführung der Grenzland Produktions und Handels GmbH nicht auf die Forderungen dutzender polnischer wie einheimischer Arbeiter auf Zahlung ihrer ausstehenden Löhne. »Bei uns läuft es mit der Kommunikation nicht so gut«, so die telefonische Auskunft einer Mitarbeiterin, die von den Protesten erst aus dem Internet erfahren haben will. Eine Stellungnahme der Geschäftsführung zu den Vorwürfen war nicht zu erhalten.

Anlass für die Protestaktion ist die prekäre Situation eines Teil der Beschäftigten, der im münsterländischen Rhede seit Monaten auf Auszahlung seiner Löhne wartet. Diese hatten Anfang des Jahres die anarchosyndikalistische Basisgewerkschaft FAU um Unterstützung gebeten. Neben Arbeitern aus der Region seien von den Lohnrückständen in Höhe von teilweise mehr als 3000 Euro auch polnische Kollegen betroffen. Die FAU hatte die Firma in den vergangenen Wochen mehrfach aufgefordert, die Löhne unverzüglich auszuzahlen. Nachdem es keinerlei Reaktion gab, wurden zunächst Mahnverfahren gegen die Firma eingeleitet.

In Landwirtschaft und Gartenbau in der Region geht kaum etwas ohne Arbeiter aus Polen. Tausende erledigen dort Arbeiten, die so schlecht bezahlt werden, dass Betriebe vor Ort kaum Leute dafür finden. Doch wer einen dieser Jobs in den niederrheinischen Gewächshäusern annimmt, kann nicht davon ausgehen, dass der Lohn auch gezahlt wird, kritisiert die FAU. So im aktuellen Fall der Grenzland Produktions und Handels GmbH mit Sitz in Straelen, wo seit Monaten Löhne nur teilweise und verspätet ausgezahlt würden. Recherchen der FAU haben das Bild eines Dickichts aus Firmen, Insolvenzen und familiären Verflechtungen ergeben. Auch ohne Lohnausstände seien die Arbeitsbedingungen der Betroffenen prekär: Während Einheimische meist auf Minijob- oder Teilzeit-Basis in den Gewächshäusern arbeiten, seien den polnischen Arbeitern Gewerbescheine ausgehändigt worden. Sie mussten ein Formular unterzeichnen, um als Kleinunternehmer von der Umsatzsteuer befreit zu sein. Was sie da unterschrieben, war ihnen mangels ausreichender Deutschkenntnisse völlig unklar.

Minijobber und Scheinselbstständige sind laut FAU von Lohnrückständen betroffen. 21 deutsche Arbeiter unterstützten ihre polnischen Kollegen mit einer Unterschriftenliste. Mittlerweile haben sich einige an das Arbeitsgericht gewandt, nachdem auch die Drohung kollektiver Arbeitsniederlegung weitgehend erfolglos blieb.

Als auch auf die Mahnbescheide keine positive Reaktion der Firmenseite kam, entschieden Betroffene gemeinsam mit der FAU, die Kunden über das Geschäftsgebaren aufzuklären. Den Auftakt machte eine Protestaktion am vergangenen Wochenende vor dem Gartenmarkt Pflanzen-Teufel in Duisburg, der mit der Straelener Firma personell eng verbunden sei. Weitere Aktionen sind in Duisburg angedacht sowie in Rhede und Venlo, wo die Pflanzenaufzucht angesiedelt ist – wenn die Löhne weiterhin nicht gezahlt werden.

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