Kollaboration im Dienst der Oper

Theaterstück zur Zusammenarbeit von Richard Strauss und Stefan Zweig

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Carl van den Hul

Nach dem Tod seines Freundes Hugo von Hofmannsthal, der die Libretti für seine erfolgreichsten Opern geschrieben hatte, befindet sich Richard Strauss in einer tiefen Schaffenskrise: Ihm fehlt der ebenbürtige Partner, mit dem er an einer neuen Oper arbeiten könnte. Ideal wäre der gefeierte Bestsellerautor Stefan Zweig, aber an den wagt Strauss nicht einmal zu denken. Doch als sein Verleger bei Zweig anklopft, der sich als großer Verehrer des Komponisten entpuppt, kommt es zu einer ersten Begegnung der beiden, man versteht sich, und die Idee für ein gemeinsames Projekt nimmt immer mehr Gestalt an, und ginge es nach den beiden, würden noch viele weitere Projekte folgen. Doch wir schreiben das Jahr 1933 und Stefan Zweig ist Jude. Und der politisch naive Strauss muss zusehen, wie man von oben die Zusammenarbeit der beiden Künstler verhindern will.

Ein Geniestreich ist Ronald Harwood (»Der Pianist«) mit dem Stück über die Zusammenarbeit von Richard Strauss und Stefan Zweig bei der Oper »Die schweigsame Frau« gelungen. Es beginnt mit einem Lacher und endet unter Tränen. »›Kollaboration‹ ist eine perfekt besetzte, stimmige Inszenierung, eine Perle des Tourneetheaters« – so eine Rezension der Fachzeitschrift »die deutsche bühne«. Ebenfalls beeindruckt zeigte sich das »Schwäbische Tagblatt«: »Brillanter Text. Herausragender Theaterabend. Von der atmosphärischen Bühne über das Kostüm bis hin zu den gut gewählten Strauss-Musikeinspielungen ein hervorragender Theaterabend.« Es kommt Harwood allerdings weniger darauf an, über Strauss zu urteilen oder genau nachzuvollziehen, warum und inwieweit er sich tatsächlich auf die Nazis eingelassen hat. Ihm geht es vielmehr um das exemplarische Dilemma, in dem sich ein Künstler innerhalb eines totalitären Systems befindet, aus dem er – folgt man dem Stück – letztendlich nur als Verlierer hervorgehen kann.

»Tolles Stück, tolle Darsteller, tolles Bühnenbild.« – Mit einer Auswahl vorwiegend begeisterter Zuschauerreaktionen begrüßen Evangelia Epanomeritaki und Dieter Hallervorden – Theaterleiterin und Gründer des Berliner Schlosspark Theaters – ihre Zuschauer im Internet. Die Geschichte dieses Theaters geht zurück bis ins Jahr 1804 – zu den Glanzzeiten nach dem Krieg gehörten zeitweise sogar Hildegard Knef und Klaus Kinski zum Ensemble. 2008 erwarb Hallervorden das Theater und renovierte es mit eigenen Mitteln. Inzwischen scheint das Comeback des Hauses gelungen – auch wenn dies in der Berliner Kulturwelt zunächst von vielen in Zweifel gezogen wurde.

Information:

Ein Gastspiel vom Theater im Rathaus Essen, 6., 11., 12. und 13. Juni, beginn jeweils 20 Uhr.

Schlosspark Theater, Schloßstrasse 48, 12165 Berlin, www.schlossparktheater.de

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