Widerspruch aus Oberfranken
Unternehmer kritisieren Bayerns Zukunftsrat
Thierstein (dpa/ND). Die Thesen des Bayerischen Zukunftsrates über mangelnde Entwicklungschancen des Nordosten Oberfrankens werden nach Ansicht der Unternehmer in der Region von der Realität widerlegt.
»Der ländliche Raum wird chronisch unterschätzt«, sagte der Vorsitzende der Regionalinitiative Kuratorium Hochfranken, Malte Buschbeck, am Dienstag in Thierstein (Landkreis Wunsiedel). Die hoch industrialisierte Region sei ein starker Wirtschaftsstandort mit vielen Weltmarktführern. Hohe Lebensqualität, niedrige Grundstückspreise, die mittelständische Unternehmensstruktur und gut qualifizierte, bodenständige Arbeitnehmer seien Standortvorteile, die die Ballungsräume nicht bieten könnten, betonte Buschbeck.
Nach Angaben von IHK-Hauptgeschäftsführer Georg Schnelle hat die Region den Strukturwandel in der Textil- und Porzellanbranche gut bewältigt. Mit ihrer gesunden Branchenmischung sei sie heute weniger krisenanfällig als früher. Positiv wirke sich auch die enge Verzahnung mit der Hochschule in Hof aus, die die praktische Ausbildung in den Unternehmen mit einer qualifizierten Hochschulausbildung verbinde. Nachholbedarf gibt es laut Schnelle bei der Infrastruktur. Die gelte insbesondere für den Bahn- und Busverkehr und die Anbindung an das schnelle Internet. Auf der Straße sei der Nordosten Oberfrankens dagegen gut zu erreichen.
Auch der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen fünf Jahren gut entwickelt. Der Beschäftigungsabbau nach dem Wiedervereinigungsboom sei gestoppt, berichtete der Chef der Agentur für Arbeit in Hof, Sebastian Peine. Allerdings sei im Landkreis Wunsiedel seit 1989 jeder vierte Arbeitsplatz verloren gegangen.
Christian Heinrich Sandler warnte mit Blick auf den Zukunftsrat davor, sich zu stark von Gutachten leiten zu lassen. »Wir sollten mit gesundem Menschenverstand weiterarbeiten und den ländlichen Raum weiterentwickeln«, sagte der Chef des Vliesstoffherstellers Sandler AG in Schwarzenbach/Saale. Das Unternehmen erwirtschaftet mit 1600 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 200 Millionen Euro.
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