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München ohne »Biss«?

Hotelprojekt mit sozialem Anspruch droht zu scheitern

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Finanzierung steht, und das Konzept hat viele Anhänger. Doch das soziale Hotelprojekt »Biss« im ehemaligen Münchner Frauenknast könnte an kommerziellen Interessen scheitern.

München (dpa/ND). Ein soziales Hotelprojekt im ehemaligen Frauenknast sorgt in München zunehmend für Wirbel. Während der gemeinnützige Münchner Verein Biss (Bürger in sozialen Schwierigkeiten) in dem ehemaligen Gefängnis ein Vier-Sterne-Hotel als Ausbildungsstätte für benachteiligte Jugendliche bauen will, hat nun angeblich ein kommerzieller Investor den Zuschlag für den Kauf des Gebäudes bekommen.

Immer mehr prominente Fürsprecher machen sich nun für das soziale Hotelprojekt stark. Die Münchner evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler rief am Montag die bayerische Staatsregierung auf, das Projekt zu unterstützen und der gemeinnützigen Trägergesellschaft den Zuschlag zu erteilen. »Das von Biss in München geplante Hotel hat nach meiner Kenntnis nicht nur allerbeste Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg, das Projekt stünde auch der ›Welt-stadt mit Herz‹ und dem Freistaat Bayern besonders gut zu Gesicht«, sagte Breit-Keßler laut Mitteilung.

Der gemeinnützige Münchner Verein Biss will das ehemalige Frauengefängnis Am Neudeck zum Vier-Sterne-Hotel umbauen und dort 40 benachteiligten Jugendlichen eine Ausbildung bieten. Die Trägergesellschaft von Biss hatte ein Angebot in Höhe von 1,6 Millionen Euro für den Erwerb des Anwesens an die Immobilien Freistaat Bayern abgeben. Angeblich soll nun ein anonymer Bieter mit einem höheren Gebot den Zuschlag erhalten haben. Der Landtag muss aber darüber noch entscheiden.

Der Landtag könne auch gegen ein Höchstgebot stimmen, betonte Biss-Geschäftsführerin Hildegard Denninger. Andernfalls werde für einen kurzfristigen Profit der nachhaltige Gewinn verspielt. Die Grünen, SPD und Freie Wähler hätten das Projekt unterstützt, nur CSU und FDP seien dagegen, sagte Denninger. Das Hotel würde sich ab Eröffnung selbst tragen. Und: »Wir erfüllen praktisch staatliche Aufgaben«, sagte Denninger. »Die Absolventen würden in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt.«

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