Tatort Jazz

Der Musiker Klaus Doldinger wird 75

  • Martin Hatzius
  • Lesedauer: 2 Min.

Er studierte zunächst am Robert-Schumann-Konservatorium, gründete früh seine eigene Jazzband (die bis heute existiert), nahm erfolgreich alle Hürden zwischen den Genres, wurde weithin bekannt auch in jazzfernen Kreisen, mit Kompositionen für Film und Fernsehen – nein, die Rede ist nicht von Günther Fischer, auf den all dies auch zutrifft.

Das Konservatorium, an dem Klaus Doldingers Karriere seinen Ausgang nahm, steht nicht in Zwickau, sondern in Düsseldorf. Doldinger (Foto: dpa), der heute seinen 75. feiert, ist – um einen blöden Vergleich zu bemühen, der oft benutzt wird, wenn Ost und West einander erklären wollen, wer dieser oder jener Künstler ist – Klaus Doldinger ist der Günther Fischer des Westens. Das ist natürlich Quatsch. Fischer ist Fischer, Doldinger Doldinger.

Klaus Doldinger, studierter Musikwissenschaftler, gelernter Tontechniker, hauptberuflich seit jeher komponierender Saxophonist eigener Klasse, hat es geschafft, mit einer Spielart der Musik, die vielen als unhörbar gilt, überaus populär zu werden. Man muss seinen Namen gar nicht kennen, um trotzdem mit großer Wahrscheinlichkeit von ihm gehört zu haben: Auf Doldingers Konto gehen nicht nur die spannungsgeladene »Tatort«- Titelmusik, sondern auch die Soundtracks zu Blockbustern wie »Das Boot« oder »Die unendliche Geschichte« und – nicht zu vergessen – Jingles für Werbespots.

Sein ausgeprägtes Talent, Melodien und Arrangements zu finden, die sich jeder Ohrmuschel sofort ergonomisch anpassen, hat Doldinger aber nie davon abgehalten, dem Jazz die Treue zu halten. Mit seiner 1971 gegründeten Fusion-Band »Passport« spielte er im Laufe der Jahre rund 30 Alben ein, die jüngsten beiden sind gerade erschienen: »Inner Blue« und – zusammen mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – »Symphonic Project« (beide Warner Music).

»Passport« – ein Name mit Bildkraft: Grenzen (zwischen Jazz, Rock, Symphonik, vielleicht sogar zwischen Kunst und Kommerz) hindern diese Musik nie daran, in den entferntesten Gefilden zu wildern. Doldingers Auffassung von Jazz verbindet im Übrigen nicht nur Afroamerika mit Europa, auch brasilianische und marokkanische Einflüsse haben darin Platz.

»Ein Musiker muss sein Publikum lieben«, sagt der Jubilar im Geburtstagsinterview mit der »Berliner Zeitung«. Um das zu können, freilich, muss er erst mal eines gewinnen. Glücklich jeder Künstler, der zu guter Letzt von seinem Publikum zurückgeliebt wird. Dem unermüdlichen, zielstrebigen, meisterlichen Klaus Doldinger ist dieser Dreisprung gelungen.

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