Eine ziemlich haarige Sache

Eichenprozessionsspinner sind im Vormarsch

  • Leticia Witte, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Land Brandenburg lässt sich die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners viel Geld kosten. Die Härchen der Raupe haben es in sich und sind eine Gefahr für den Menschen. Das Tier setzt auch der Eiche zu. Experten fordern mehr Aufklärung.

Eberswalde. Sie sind kleiner als ein Millimeter, ein großes Ärgernis und eine Gefahr: die winzigen Haare der Raupe des Eichenprozessionsspinners. Wenn Menschen mit ihnen in Berührung kommen, könnten Hautausschlag bis hin zu einer schweren Allergie die Folge sein, warnte Katrin Möller vom Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde (Brandenburg) in einem dpa-Gespräch.

Seit 2003 habe sich die Population im Land weiter verbreitet, es sind inzwischen deutlich größere Flächen befallen, sagte die Expertin. Mit dem Eichenprozessionsspinner sei auch in den kommenden Jahren zu rechnen. Deshalb müssten die Bevölkerung, aber auch Ärzte und Apotheker verstärkt über die Gefahren informiert werden, forderte Möller. Denn den kleinen Haaren könne kaum jemand entfliehen.

Giftige Widerhaken

»Nach der zweiten Häutung bilden die Räupchen Brennhaare. Diese haben Widerhaken und der Inhalt wirkt wie ein Nesselgift«, erklärte Möller. Selbst wenn der Mensch nicht mit dem Tier in Berührung kommt. Abgebrochene, mit dem Wind verwehte oder am Boden liegende Haare, könnten Reizungen, Quaddeln oder handfeste Allergien hervorrufen.

Abgebrochene Härchen behielten noch vier bis fünf Jahre ihre schädliche Wirkung, erklärte Möller. »Man hat unter Umständen das Gefühl, man wurde von vielen Mücken gestochen.« Zur Behandlung empfiehlt Möller kühlende Salben oder Anti-Allergie-Tabletten. Schon jetzt gebe es in den betroffenen Wäldern meist Warnhinweise mit Erläuterungen zur Raupe. Diese kann nicht nur für den Menschen gefährlich werden, auch Bäume leiden unter ihrem Appetit. »Die Schädigung der Eiche tritt massiv seit einigen Jahren in Brandenburg auf. Der Baum hat dann wirklich ein Überlebensproblem«, erläuterte Möller. Mehr als 15 Raupennester könnten an einem einzigen Baum vorkommen – und damit über 5000 Tiere, die später zu Nachtschmetterlingen werden. Sie würden die Blätter vertilgen, hinzu komme die Pflanzenkrankheit Mehltau. »Die Eiche kann nichts mehr dagegen tun.«

180 Euro pro Hektar

Nester an einzelnen Bäumen auf Schulhöfen oder in der Stadt könnten für je rund 200 Euro abgesaugt werden, sagte Möller. Im Wald dagegen helfe bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners nur der Einsatz von Chemie oder biologischen Präparaten. Nach Angaben des Landesbetriebes Forst kostet das Besprühen eines Hektars 180 Euro. In diesem Jahr wurden bereits 319 Hektar besprüht. In Brandenburg kommt der Eichenprozessionsspinner laut Möller vor allem am südlichen und westlichen Berliner Ring vor.

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