Geradlinig

Christine Lagarde / Die Französin kandidiert für den IWF-Chefposten

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Vorentscheidung um die Nachfolge für Dominique Strauss-Kahn ist gefallen: Seine Landsfrau, Christine Lagarde, kandidiert für den Spitzenjob beim Internationalen Währungsfonds (IWF) – und das mit der gesammelten Rückendeckung der europäischen Staaten, die laut eines ungeschriebenen Gesetzes seit der IWF-Gründung 1944 den Generaldirektor, der dann erstmals eine Direktorin sein würde, stellen. Zwar haben mehrere Schwellenländer angekündigt, ob ihres gewachsenen wirtschaftlichen Gewichtes diese Regel nicht mehr einfach hinnehmen zu wollen, doch auf einen gemeinsamen Kandidaten konnten sie sich bisher nicht einigen – und das wäre eine notwendige Bedingung, um Lagarde gefährden zu können.

Die steile politische Karriere der am Neujahrstag 1956 in Paris geborenen Seiteneinsteigerin scheint sich so nahtlos fortzusetzen. Erst 2005 nach einer erfolgreichen Zeit als Staranwältin, in der sie für die in Chicago beheimatete Wirtschaftskanzlei Baker & McKenzie zwischen Frankreich und den USA pendelte, folgte die in der Normandie aufgewachsene einstige Synchronschwimmerin dem Lockruf der Politik. Damals trat die hochgewachsene Mutter zweier Söhne in die konservativ liberale Regierung des neu ernannten Premierministers Dominique de Villepin (UMP) ein, der in der Endphase von Staatspräsident Jacques Chirac die Amtsgeschäfte führte. Auch François Fillon, seit 2007 Ministerpräsident unter Chiracs Nachfolger Nicolas Sarkozy, wollte auf die Dienste von Lagarde nicht verzichten und berief sie zuerst als Landwirtschafts- und Fischereiministerin, um ihr kurz darauf das Schlüsselressort Wirtschaft und Finanzen anzuvertrauen. In den vier Jahren ihrer Tätigkeit machte sie sich als selbstbewusste Frau einen Namen, die sich weder scheute, die eigene Bevölkerung zum Umstieg auf das Fahrrad aufzufordern, statt über steigende Spritpreise zu jammern, noch Deutschlands Politik der Lohnzurückhaltung zur Exportsteigerung zu geißeln. Das verschaffte ihr nicht nur Freunde, aber auf alle Fälle verbreiteten Respekt.

Wenn ein Verfahren gegen sie wegen Amtsmissbrauchs ihr nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht, dürfte Lagarde im Juni offiziell zur IWF-Chefin gekürt werden.

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