Hurrikan »Melissa«: Die Verursacher zahlen nicht

Martin Ling über die Verwundbarkeit der kleinen Inselstaaten

Wellen schlagen in Jamaikas Hauptstadt Kingston hoch, als sich Hurrikan »Melissa« nähert.
Wellen schlagen in Jamaikas Hauptstadt Kingston hoch, als sich Hurrikan »Melissa« nähert.

So oder so: Jamaika atmet auf, denn der erste Hurrikan in der Kategorie 5, der jemals die Karibikinsel heimgesucht hat, ist weitergezogen. Jetzt zittern die Menschen auf Kuba und den Bahamas vor dem extrem gefährlichen Hurrikan »Melissa«.

Das Ausmaß der Schäden von »Melissa« an der Infrastruktur ist immens, Jamaikas Premierminister Andrew Holding hat das Land zum Katastrophengebiet erklärt und befürchtet auch, dass es Tote gab, bestätigt ist das noch nicht. Sicher ist: Die menschengemachte Erderwärmung führt nach Erkenntnissen von Wissenschaftler*innen zu häufigeren und heftigeren Extremwetterereignissen wie Stürmen.

Die kleinen Inselstaaten – allein 39 sind Mitglieder der Uno, darunter Jamaika, Kuba und Bahamas – sind für weniger als ein Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die »ökologischen Schulden« des Nordens – des Hauptverursachers des Klimawandels – bei den Inselstaaten sind offensichtlich. Beglichen werden sie nicht. Im Gegenteil: Mehr als 40 Prozent der Inselstaaten geben den größten Teil ihres Staatshaushalts für Zins- und Tilgungszahlungen an ihre ausländischen Gläubiger aus, wie eine Analyse des International Institute for Environment and Development zeigt. Die Schuldenlast steigt derweil weiter mit jedem Hurrikan.

Der Globale Norden steht bei den kleinen Inselstaaten in der Pflicht: Schuldenerlass und ausreichende Finanzierung der Anpassung an die Klimawandelfolgen sind unabdingbar. In Sicht ist das nicht. Ein Armutszeugnis für den Norden. Der Süden zahlt die Zeche.

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