Dänische Grenzpläne vorerst gescheitert
Finanzausschuss lehnt neue Kontrollen ab
Kopenhagen (dpa/ND). Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen kündigte an, dass er für das »ungeheuer wichtige Paket« mit Kontrollen an Grenzübergängen nach Deutschland und Schweden weiter kämpfen werde. Die Regierung will damit gegen grenzüberschreitende Kriminalität vorgehen. Die Bundesregierung und die EU-Kommission hingegen verlangen die Rücknahme der Pläne wegen des im Schengen-Vertrag verankerten Rechts auf freie Beweglichkeit innerhalb der Union.
Kurz vor der Kopenhagener Ausschusssitzung hatten die oppositionellen Sozialdemokraten und die Volkssozialisten ihre bisherige Unterstützung für die Pläne von Rasmussens Minderheitsregierung zurückgezogen. Sie erzwangen die Überweisung der endgültigen Entscheidung an das Plenum im Kopenhagener Folketing. Dort wollen sie einen Alternativvorschlag ohne neue Kontrollen direkt an der Grenze einbringen.
Die Folketing-Mehrheit hängt bei der für den 1. Juli erwarteten Abstimmung von der Stimme eines fraktionslosen Abgeordneten ab. Der Christdemokrat Per Ørum Jørgensen wollte sich nicht festlegen, für welche Seite er stimmt, signalisierte der Regierung aber Gesprächsbereitschaft: »Ich glaube, wir können eine ausbalancierte Lösung finden.« Der sozialdemokratische Oppositionssprecher Morten Bødskov begründete die veränderte Haltung seiner Partei auch mit den internationalen Protesten. Er sagte, es sei »sehr ernst«, wenn die geplanten Kontrollen beim großen südlichen Nachbarn auf so geballte Ablehnung stießen.
Initiator der Pläne sind die Rechtspopulisten von der DVP, die seit knapp zehn Jahren als Mehrheitsbeschaffer für die Mitte-Rechts-Regierung fungieren. Sie gelten als Motor hinter der betont harten dänischen Außenpolitik.
Kommentar Seite 8
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.