Zeitprobleme

Klaus Joachim Herrmann über den Umzug Bonn – Berlin

  • Lesedauer: 1 Min.

Wenn nach 20 Jahren endlich der Groschen fällt, muss das nicht zwangsläufig schon die ganze Erkenntnis offenbaren. Die des Bundestags-Vize Eduard Oswald (CSU) lautet ausdrücklich »rückblickend« und gerade noch rechtzeitig vor dem 20. Juni als Tag des Bundestagsbeschlusses: Die historische Entscheidung für Berlin als Regierungssitz sei richtig gewesen.

Soweit sagt der einstige »Umzugs- und Ausgleichsbeauftragte« der Regierung Kohl und parlamentarische Repräsentant der Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg immerhin A. Laut Volksweisheit müsste er danach freilich auch B sagen. Doch davon ist er weit entfernt. Mit dem »Föderalismus« und fehlenden Mehrheiten bemäntelt Oswald seine weiterhin hartnäckige Ablehnung eines Komplettumzuges in die Hauptstadt.

Wer außer der Bundesrepublik leistet sich eigentlich in Zeiten überall knapper Kassen noch gut anderthalb Hauptstädte? Die haben jede ihre Immobilien und Beamtenapparate, die erzwingen Dienstreisen für viele Euro-Millionen. Von den Umweltschäden durch sinnarme Hin- und Herbewegungen mag man schon gar nicht reden. Experten sehen einen endgültigen Umzug immerhin schon in drei bis vier oder vielleicht auch erst in zehn bis 15 Jahren. Ein langes Leben wäre dem heute 63-jährigen Oswald zu wünschen. Dann kann er ohne persönliche Zeitprobleme weitere 20 Jahre später erneut feststellen, dass der Komplettumzug »rückblickend betrachtet« ebenfalls richtig gewesen sei.

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