Weitere Evakuierung in Japan erwogen

AKW-Katastrophe hat Folgen für Teeproduktion

  • Lesedauer: 2 Min.
Die japanische Regierung erwägt eine erneute Ausweitung der Evakuierungsgebiete um die Ruine des Atomkraftwerks Fukushima.

Tokio (dpa/ND). »Wir werden in naher Zukunft zu einer Entscheidung kommen«, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch zu den Evakuierungsplänen laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo. Wegen der langfristigen Strahlenbelastung waren bereits zuvor Einwohner einiger Gemeinden außerhalb der 20-Kilometer-Sperrzone um das AKW Fukushima zum Verlassen der Häuser aufgefordert worden.

Bekannte Autoren wie Literatur-Nobelpreisträger Kenzaburo Oe oder Musiker wie Ryuichi Sakamoto wollen laut Kyodo für Sonntag 50 000 Menschen in Tokio zu einer Anti-Atom-Demonstration mobilisieren. An diesem Tag liegt der Beginn der Katastrophe genau 100 Tage zurück.

Unterdessen besuchte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin zum Auftakt seines Japan-Besuches das Evakuierungszentrum Iwaki in der Präfektur Fukushima. Trittin will sich vor allem über die Konsequenzen aus der Reaktorkatastrophe informieren. Auf dem Programm seines dreitägigen Aufenthalts stehen auch Gespräche mit Politikern, Wirtschaftsvertretern und Umweltorganisationen. Am Dienstag hatte bereits Unions-Fraktionschef Volker Kauder als erster deutscher Politiker die Katastrophenregion im Nordosten besucht.

Derweil hat radioaktive Strahlung an Teeblättern Folgen für die Bauern in der Provinz Shizuoka. Einige Plantagen in Japans berühmter Teeanbau-Provinz sollen den Verkauf radioaktiv belasteter Teeblätter stoppen, wie die lokalen Behörden bekannt gaben. Fünf Plantagen in Japans größter Teeanbau-Region wurden aufgefordert, freiwillig den Vertrieb der Blätter einzustellen und die bereits ausgelieferten zurückzurufen. Bei Untersuchungen war dort radioaktive Strahlung oberhalb der Grenzwerte gemessen worden. Die Behörden hatten 20 Plantagen im Anbaugebiet Warashina, 370 Kilometer südwestlich von der Atomruine Fukushima, untersucht. In Warashina war vor Kurzem in getrockneten Teeblättern radioaktives Cäsium festgestellt worden.

Der Bürgermeister der Provinzhauptstadt Shizuoka erklärte laut Medienberichten, er werde von der Zentralregierung in Tokio Schadenersatz verlangen. Japan hatte im vorigen Jahr 83 000 Tonnen getrocknete Teeblätter produziert.

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