Kolumbianerinnen im Schockzustand

Die Dopingsperre einer Torhüterin und die Hitze lähmen den WM-Debütanten beim 0:1 gegen Schweden

  • Oliver Händler, Leverkusen
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist heiß am Rhein. Mit 34 Grad Celsius ist die Region derzeit die wärmste im WM-Land, und auf dem Rasen des Leverkusener Stadions dürften es locker über 40 Grad gewesen sein, als gestern Schweden und Kolumbien aufeinandertrafen. Das zehrt an den Kräften jeder Spielerin, und womöglich will die eine oder andere ein bisschen nachhelfen bei der Leistungssteigerung. Die kolumbianische Torhüterin Yineth Varon steht unter Dopingverdacht.

Der Weltverband FIFA sperrte sie vorläufig »aufgrund eines von der Norm abweichenden Analyseergebnisses der A-Probe«, hieß es offiziell. Das Ergebnis stammt von einer Trainingskontrolle am Samstag. Nun kann Varon die Öffnung der B-Probe verlangen. Ihr Team schien schockiert von der Nachricht und verlor nach einer schwachen Leistung mit 0:1 (0:0).

Das Ergebnis hätte weit höher ausfallen können, denn die Schwedinnen bewarben sich in der ersten Stunde der Partie um den WM-Titel im Auslassen der meisten Großchancen. Stürmerin Lotta Schelin lief nach Pass ihrer Torhüterin Hedvig Lindahl bereits nach fünf Minuten allein auf das Tor der Gegnerinnen zu, doch sie wischte derart am Ball vorbei, dass der Kullerball noch von der Linie gekratzt wurde. Ein paar Minuten später drückte Schelin den Ball wieder aus wenigen Metern unter Torhüterin Sandra Sepúlveda hindurch. Wieder zu schwach, wieder Rettung in letzter Not.

Also lieber vorbereiten, ich treff heute nicht, dachte sich Schelin wohl und legte in der 12. Minute wunderschön auf Sturmpartnerin Jessica Landström ab. Doch die schoss aus sechs Metern drüber. Danach wurde das Spiel ruppiger und die Kolumbianerinnen machten Bekanntschaft mit skandinavischer Robustheit. Zunächst prallte Kapitän Natalia Gaitan unglücklich mit Schelin zusammen, dann erhielt Schwedens Spielführerin Caroline Seger für ein hartes Foul eine frühe gelbe Karte. Die Schwedinnen sannen offenbar auf Revanche, denn bei der U20-WM im vergangenen Jahr in Deutschland schaffte Kolumbien die Viertelfinalsensation und schmiss die Schwedinnen mit 2:0 aus dem Turnier. Neun Spielerinnen der WM-Vierten des Nachwuchsturniers stehen ein Jahr später auch in der Mannschaft von Nationaltrainer Ricardo Rozo.

Nach 30 Minuten wurden die Anstrengungen durch die Hitze immer sichtbarer. Das Spiel verflachte, an der Seitenlinie brachen zwei Ballmädchen zusammen und mussten ausgewechselt werden.

Die zweite Hälfte begannen die Schwedinnen wie die erste. Schelin lief in der 47. Minute an Sepúlveda vorbei und schoss aus spitzem Winkel knapp daneben. Also wieder vorbereiten: Schelin mit kraftvollem Dribbling über rechts, scharfer Flanke nach innen, und aus drei Metern konnte selbst Landström nicht mehr vorbeischießen. Das 1:0 war die Entscheidung, denn außer schönen Dribblings und ein paar Fernschüssen fiel Kolumbien nichts mehr ein. Schlechter hätte die WM für sie nicht starten können.

Kolumbien: Sepúlveda - Arias, Peduzine, Gaitan, Peralta (79. Vidal) - Ospina, Montoya (66. Dominguez) - Rincón, Rodallega - Andrade, Usme (59. Castro).

Schweden: Lindahl - Svensson, Larsson, Rohlin, Thunebro - Forsberg (55. Jakobsson), Dahlkvist, Seger (70. Fischer), Sjögran - Schelin, Landström (81. Edlund).

Tor: 1:0 Landström (57.).

Schiedsrichterin: Chenard (Kanada). Zuschauer: 21 106.

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