Stifter versus Zivilklausel
»Entweder die Uni ändert die Zivilklausel oder wir lassen die Professur sein.« Diese klare Ansage des Vorsitzenden des Bremer Konzerns OHB Marco Fuchs im »Weserkurier« sorgen am Campus der Bremer Universität für Aufregung. 165 000 Euro will sich OHB eine Professur für Raumfahrttechnologie an der Uni kosten lassen. Die Zivilklausel wurde vor mehr als 25 Jahren von kritischen Wissenschaftlern und Studierenden erkämpft. Damit sollte »jede Beteiligung von Wissenschaft und Forschung mit militärischer Nutzung bzw. Zielsetzung« an der Bremer Uni ausgeschlossen werden.
Kein Wunder, dass der OHB-Konzern, der mit dem Bau von Aufklärungssatelliten reich geworden ist, mit einer solchen Festlegung Schwierigkeiten hat. Dass Fuchs aber die Uni-Gremien jenseits aller demokratischen Prozeduren schlicht erpresste, brachte nicht nur den AStA auf die Palme. Bedenklich ist allerdings, dass der Rektor der Universität, Wilfried Müller, sich nicht eindeutig gegen die Kritik von Fuchs verwahrte. Vielmehr beteuerte Müller, dass die Uni »mit Nachdruck« zur OHB-Professur stehe und diese für »außerordentlich wichtig« halte. Die Zivilklausel müsse »aktualisiert« werden, da sich die geopolitische Gesamtsituation seit den 80er Jahren erheblich verändert habe, versuchte der Rektor dem Willen des Stifters nachzukommen.
»Das läuft auf die Abschaffung der Klausel hinaus,«
kommentierte AStA-Sprecher Sören Böhrnsen dieses devote Verhalten. Er
hätte noch hinzufügen können, dass die Demokratie an der Hochschule
dabei gleich mit abgeschafft würde. Es ist allerdings keinesfalls nur
ein Problem der Bremer Universität, wie ähnliche Debatten um die
Abschaffung der Zivilklausel an der Uni Karlsruhe und an anderen
Hochschulen zeigen. In Zeiten der Stiftungsuni droht auch anderswo die
inneruniversitäre Demokratie auf der Strecke zu bleiben.
Der Autor ist freier Journalist und lebt in Berlin
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