Kalter-Krieg-Schrott greift die ISS an

Kosmos-Satelliten auf Bahn der Raumstation

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Kaum hat das letzte Space Shuttle, die »Atlantis« zum letzten Mal an der Internationalen Raumstation ISS angedockt, schon macht sich neuer Stress breit. Die NASA hat ein Stück Weltraumschrott im Radar-Blick, der der ISS gefährlich nahe kommen könnte. Nach Berechnungen wird die größte Annäherung am heutigen Dienstag 17.59 Uhr MESZ erreicht. Für den Zeitpunkt ist ein Weltraumspaziergang der Astronauten Ron Garan-Station und Mike Fossum geplant.

So exakt wie der Zeitpunkt der größten Nähe zur Station lässt sich auch die Herkunft des Mülls bestimmen. Er hatte einst den Namen Kosmos 375 und war ein sowjetischen Militärsatellit. 1970 ist er gestartet worden und gehörte zur Gattung der kosmischen Killer, die feindliche Raumflugkörper zerstören sollten. Nachdem er sein Übungsziel Kosmos 374 eliminiert hatte, begann er sein Eigenleben als Weltraumschrott.

In der vergangenen Woche musste sich die Stammbesatzung der ISS schon einmal in Sicherheit bringen, weil Weltraumschrott im Anflug war. Da handelte es sich um Reste des Kosmos-Satelliten 2251, die in nur 250 Metern an der Station vorbeigeflogen sind. Die Crew war vorsichtshalber in die Raumkapseln Sojus TMA-21 und Sojus TMA-02M umgestiegen, mit denen sie zur Raumstation geflogen waren.

Die relative Häufung solcher Vorfälle hat mit der 64-Grad-Bahnneigung der sowjetischen Militärsatelliten zu tun, die gerade von der ISS durchflogen wird.

Zur Zeit sind rund eine halbe Million Teile sogenannten Weltraumschrotts – Raketenstufen, Satelliten und Satellitenteile – bekannt, die einen Durchmesser von mindestens 1,27 Zentimeter (0,5 Zoll) haben. Rund 21 000 Objekte haben einen Durchmesser über zehn Zentimeter, weiß das Space Surveillance Network des US-Verteidigungsministeriums.

Der Müll rast mit Geschwindigkeiten von über 28 000 Stundenkilometer um die Erde. Auch bei weitaus geringeren Auftreffgeschwindigkeiten würde eine Kollision zwischen zwei Objekten schwere Schäden verursachen. Eine solche Kollision ereignete sich im vergangenen Jahr zwischen Kosmos 2251 und einem Iridium- Kommunikationssatelliten über Sibirien in einer Höhe von 790 Kilometern. Sollten die Experten eine akute Gefahr für die ISS errechnen, würde die Station mit Hilfe der »Atlantis« auf eine andere Bahn befördert.

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