Ratzinger im Regen

Kommentar von Ingolf Bossenz

  • Lesedauer: 1 Min.

Ausgerechnet Regensburg. Dort verbrachte Joseph Ratzinger glückliche Jahre seiner akademischen Karriere. Am Montag war die idyllische ostbayerische Stadt zum zweiten Mal Ort einer Gerichtsverhandlung, deren unappetitliche Vorgeschichte den inzwischen zum Papst avancierten Dogmatikprofessor arg beutelte. Benedikt XVI. befreite Anfang 2009 Richard Williamson, Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X., vom Bann der Exkommunikation. Allerdings war (und ist) der britische Prälat ein notorischer Holocaustleugner – was er kurz vor der noblen Papstgeste in einem TV-Interview bekräftigte. Da das schwedische Fernsehen das Gespräch nahe Regensburg geführt hatte, wurden die juristischen Folgen des Skandals in der von Benedikt besonders geschätzten Stadt verhandelt. Nachdem Anklage und Verteidigung gegen das im April 2010 verhängte Urteil Berufung eingelegt hatten, gab es nun den zweiten Spruch. Auch wenn die Geldstrafen differieren, beim Delikt selbst sah sich das Gericht zu keiner Korrektur veranlasst: Volksverhetzung.

Der Vatikan berief sich seinerzeit auf eine Informationspanne. Die indes programmiert war durch Ratzingers Eile, personell, strukturell und vor allem ideologisch die katholische Kirche hinter die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückzubauen. Der Fall Williamson machte ihn wohl erst einmal vorsichtiger. Denn er möchte zwar in Kürze nach Deutschland kommen – aber nicht von Regensburg in die Traufe.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal