Liga mit mehr Spannung und mehr Fans

Deutsche Klubs investieren im europäischen Vergleich weniger und streben doch nach oben

Borussia Dortmund machte 2002 den Anfang. Erstmals eröffnete der deutsche Meister eine neue Saison mit einem Freitagsspiel. Neun Jahre später ist es schon Tradition. So startet die Fußball-Bundesliga heute mit dem Spiel des aktuellen Titelträgers Dortmund gegen den Hamburger SV in ihre 49. Saison. Tradition ist es auch, den FC Bayern vor jeder neuen Spielzeit als Meister zu tippen. »Ich bin doch nicht wahnsinnig, etwas anderes zu sagen«, schiebt BVB-Coach Jürgen Klopp wie 15 seiner Trainerkollegen aus der ersten Liga die Favoritenrolle nach München.

Ein Blick auf die vergangenen fünf Spielzeiten zeigt jedoch: Für den Rekordmeister aus Bayern wird es immer schwieriger, den eigenen Vormachtsansprüchen gerecht zu werden. Vier verschiedene Meister und Pokalsieger gab es seit 2007. »Die Bundesliga ist die spannendste Liga Europas«, lobt Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga, das eigene Kind.

Doch ganz so einfach will sich der FC Bayern nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und versucht auch in diesem Jahr, mit allen Mitteln den Status als nationale Nummer eins zurückzugewinnen. Das heißt in erste Linie mit finanziellen Mitteln. Knapp 45 Millionen Euro haben die Münchner für die Verstärkung ihres Kaders flüssig gemacht – fast 30 Millionen mehr als der VfL Wolfsburg, der bisher die zweithöchsten Ausgaben hatte. Während die Münchner ein dickes Minus in der Transferbilanz haben, weisen Meister BVB und Vizemeister Bayer Leverkusen sogar einen Überschuss auf.

Geld schießt also nicht immer Tore. Dies bestätigt auch der Vergleich mit den anderen europäischen Topligen, in denen jährlich weitaus mehr investiert wird. Die Transferausgaben der Bundesligaklubs belaufen sich vor dieser Saison bisher auf 138 Millionen Euro. In Spanien sind es 230 Millionen, in England 292 Millionen und in Italien gar 375 Millionen. Trotzdem hat die Bundesliga die italienische Serie A in der Fünfjahreswertung des europäischen Fußballverbandes UEFA überholt und einen zusätzlichen Startplatz in der Champions League gewonnen. Ab der Saison 2012/2013 sind die drei Erstplatzierten direkt qualifiziert, der Vierte muss in die Qualifikation.

»Ich bin mir sicher, dass wir Spanien in absehbarer Zeit von Platz zwei verdrängen können«, glaubt Ligachef Rauball. Vor allem die verpflichtende Einführung von Nachwuchsleistungszentren für die Vereine der ersten und zweiten Liga vor zehn Jahren macht der 64-Jährige für den Entwicklungssprung verantwortlich. Mehr gut ausgebildete Talente als teure Stars. Über 600 Millionen Euro haben die Klubs in dieser Zeit investiert. Auch die Erfolge der Nationalmannschaft und der Nachwuchsteams des Deutschen Fußball-Bundes geben ihm dabei Recht.

In der Gunst der Fans setzt die Bundesliga schon seit längerem die Maßstäbe – und auch hier scheint die Entwicklung kein Ende zu nehmen. Mit bisher 500 000 verkauften Dauerkarten übertrafen die 18 Erstligisten den Rekord aus dem Vorjahr (458 950) deutlich. Spitzenreiter ist der Meister aus Dortmund mit 53 000, gefolgt vom Reviernachbarn Schalke (44 000) und den Bayern (38 000). In der vergangenen Saison kamen durchschnittlich 42 100 Zuschauer in die Bundesligastadien, in England waren es 35 300, in Spanien 28 200 und in Italien 24 000.

Auf einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der europäischen Konkurrenz verweist immer wieder der FC Bayern. »Die Einnahmen müssen extrem gesteigert werden«, forderte Klubchef Karl-Heinz Rummenigge jüngst eine Verdoppelung der Fernsehgelder von derzeit rund 480 Millionen Euro. In Italien und England wird jeweils rund eine Milliarde durch die Vermarktung der TV-Rechte erzielt – allerdings mit dem nicht ganz unerheblichen Nachteil für die Fans, dass dort die einheimischen Ligen fast ausschließlich im Bezahlfernsehen laufen.

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