MAKS 2011: Hoffnung auf Höhenflüge

Traditionelle Luftfahrt-Messe bei Moskau bislang noch ohne gewichtige Vertragsabschlüsse

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Während gestern bei Berlin mit dem symbolischen Spatenstich der Bau des neuen Messegeländes für die Internationale Luft- und Raumfahrtshow ILA, die 2012 stattfinden wird, begann, dröhnen am Messe-Himmel über Moskau Jets der neuesten Generation. Bei der zehnten MAKS im Vorort Schukowski präsentieren sich rund 800 Unternehmen aus 40 Ländern.

Dumm geflogen – der gestrige dritte Messetag begann nicht so glücklich. Der in der Nacht mit einer Proton-M-Trägerrakete von Baikonur gestartete neueste Nachrichtensatellit »Express AM-4« verweigerte jede Nachricht über sein Befinden. Entwickelt und gebaut wurde der Flugkörper vom russischen Chrunitschew-Zentrum zusammen mit der EADS-Tochter Astrium.

Angesichts sich häufender Pannen in Russlands Weltraumfliegerei mutet das Messeangebot zweier privater Firmen umso abenteuerlicher an. Spätestens 2017 sollen Weltraumtouristen in einer umgebauten Sojus-Kapsel um den Mond fliegen können. Wem das nicht reicht, der buche die »Premium-Variante« und damit einen Zwischenstopp auf der Internationalen Raumstation ISS.

Doch jenseits solcher unsinnigen Geldhaschereien dominieren auf der MAKS handfeste ökonomische Interessen. Nicht nur Russlands Präsident Dmitri Medwedjew wünscht sich, dass die auf der Messe vorgestellten Hightech-Produkte seines Landes den Weltmarkt erobern mögen. Doch davon sind die meisten der 28 auf der Messe vertretenen russischen Firmen weit entfernt. So ist ein realistisches Hauptziel der MAKS, ausländische Partner an gemeinsamen Projekten zu interessieren.

Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie ist mit einem 600-Quadratmeter-Gemeinschaftsstand, auf dem sich 28 nationale Aussteller präsentieren, vertreten. Das ist ein bescheidener Auftritt, auch wenn die Deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) meint, Deutschland setze »als Lieferant weltweit führender Systeme und als innovativer Industriepartner ein klares Zeichen«. BDLI-Hauptgeschäftsführer Dietmar Schrick sagt, dass die »bilaterale Zusammenarbeit unserer beiden Staaten seit vielen Jahren intensiv und vertrauensvoll« ist.

Für Messen mag das stimmen, für den Alltag leider noch nicht. Dabei ist Russland, wie Schrick betont, »ein bedeutender Absatzmarkt für unsere kommerziellen Flugzeuge und Hubschrauber« und die MAKS biete ein »großes Kooperationspotenzial, speziell für unsere mittelständischen Zulieferer und Ausrüster«.

Es scheint noch zu früh, um über respektable Verträge zu berichten. Zumal auf der gerade stattgefundenen Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris gigantische Abschlüsse wie vom Band liefen. Wie dort, so ist der A 320 neo auch in Moskau ein »Renner«. Die russische Luftfahrtgesellschaft Transaero bestellte bei Airbus für 508 Millionen Euro acht dieser Maschinen.

Traditionell werden die Messehallen, Freiflächen und vor allem die Flugvorführungen von Militärtechnik dominiert. Russland stellte eine Kampfdrohne und modifizierte Hubschrauber aus. Erstmals öffentlich vorgeführt wurde die Suchoi T-50, das Pendent zu den bereits produzierten US-Stealth-Kämpfern F-22 und F-35. In den kommenden Jahrzehnten sollen bis zu 1000 T-50 für den Export hergestellt werden. Indien, das an der Entwicklung beteiligt ist, soll 200 Maschinen wünschen, die russische Luftwaffe hofft auf 150 dieser Tarnkappen-Jets.

Ein weiteres Produkt aus russisch-indischer Kooperation soll bis Ende des Jahres getestet werden: die Überschall-Flügelrakete BrahMos. Siwathanu Pillei, Leiter des russisch-indischen Gemeinschaftsunternehmens BrahMos Aerospace Ltd, teilte in Schukowski mit, dass die Testflüge von Fregatten in der Ostsee gestartet werden sollen.

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